Neue Matrix für Mobilitätsstationen: das richtige Angebot für jede Lage finden
Ein neuer Leitfaden zeigt Erfolgsfaktoren für Mobilitätsstationen in städtischen Randlagen. Danach sollte es dort statt weniger großer eher ein Netz von kleineren Stationen geben. Diese sollten zu Fuß innerhalb von rund fünf Minuten erreichbar sein und durch einheitliches Design auffallen. Entscheidend für ihren Erfolg ist zudem, dass ihre Mobilitätsangebote zuverlässig, schnell und flexibel für Bewohner oder Berufspendler bereitstehen.
Berlin, 15. März 2021 (IGES Institut) - Das sind Empfehlungen aus einem Handlungsleitfaden, den das Berliner IGES Institut im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz entwickelt hat. Dies geschah im Rahmen des Projektes „MobistaR“ mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Ziel war es herauszufinden, wie Mobilitätsstationen in Stadtrandlagen ausgestattet, verortet und miteinander vernetzt sein sollten, um mehr Menschen zum Umstieg vom Pkw auf umweltfreundlicheren öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu bewegen.
One-Way-Fahrten zwischen den Mobilitätsstationen als verbindendes Element
Bewährte Standorte für kleinere Mobilitätsstationen sind meist öffentliche, verkehrlich relevante Punkte wie Bus- oder Stadtbahn-Haltestellen oder private und halb-öffentliche Flächen in Wohngebieten: sogenannte Dezentral- und Quartiers-Hubs. Dezentral-Hubs werden in der Regel von Kommunen und Verkehrsbetrieben geplant, Quartiers-Hubs meist von Wohnungsbaugesellschaften gemeinsam mit privaten Mobilitätsanbietern. Vorteil von Quartiers-Hubs ist vor allem, dass sie schneller plan- und umsetzbar sind, meist aber nur ausgewählten Nutzern wie etwa Anwohnern bereitstehen. Beide Arten dieser kleinen Stationen sollten beispielsweise durch One-Way-Fahrten gut mit größere Stationen vernetzt sein, die sich an wichtigen ÖPNV-Umsteigepunkte befinden und somit ein Stadtrandgebiet mit der City oder anderen Stadtviertel verbinden.
Carsharing zentrales Angebot für Mobilitätsstationen
Zentrales Ausstattungselement sollte Carsharing als witterungsunabhängiges Angebot sein. Dennoch bieten sich auch weitere Sharing-Angebote, vor allem Bikesharing, an, um die sogenannte letzte oder erste Meile nach oder vor einer ÖPNV-Nutzung zu überwinden. In Großstädten etablieren sich dafür derzeit vor allem Free-Floating Dienste, die eine ortsunabhängige Abgabe etwa eines Wagens ermöglichen, sowie E-Tretroller- und E-Motorrollersharing. Der Fokus sollte jedoch auf stationsgebundenen oder kombinierten Angeboten liegen, um eine zuverlässige und planbare Nutzung zu ermöglichen, wie eine Literaturrecherche im Rahmen der Leitfadenentwicklung zeigte.
In die Handreichung sind zudem Erkenntnisse aus dem Testbetrieb einer Mobilitätsstation in einem Berliner Neubaugebiet sowie aus einem Nutzerworkshop eingeflossen. Letztgenannter bestätigte, dass eine gute ÖPNV-Anbindung für Nutzer das wichtigste ist. Mit Blick auf die Ausstattung wünschen sie sich besonders Wetterschutz und Unterstände, gefolgt von ausreichend Parkraum für Sharing-Angebote und Sitzgelegenheiten. Aber auch ergänzende Angebote wie Packstationen, Ladestationen und WLAN für mobile Kommunikationsgeräte, Reparaturmöglichkeiten für Fahrräder, Kioske und kleine Shops oder interaktive Streckeninformationen würden Mobilitätsstationen attraktiver machen, wie die Workshop-Teilnehmer angaben. Partner für die Veranstaltung waren die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die bereits in der Hauptstadt mehrere Mobilitätsstationen unterhalten.
Matrix für optimale Ausstattung von Mobilitätstationen
Der neue Handlungsleitfaden mit dem Titel „Mobistar: Grundlagenpapier für Mobilitätsstationen in städtischen Randlagen“ soll künftig andere Städte und Kommunen bei der Planung von gut integrierten Mobilitätsstationen in Wohnquartieren unterstützen. Er ergänzt bereits andere veröffentlichte Handreichungen etwa aus Nordrhein-Westfalen oder Wien. Das Besondere: eine Matrix, die Empfehlungen für Lage und Ausstattung von Mobilitätstationen jeweils für Klein-, Mittel- und Großstädte gibt.
Die IGES-Verkehrsexperten regen zudem an, bei der Konzeption von Mobilitätsstationen auch andere Versorgungsbereiche wie etwa die Gesundheitsversorgung einzubeziehen. Jüngste gesetzgeberische Vorhaben für Krankenhäuser-, Ladeinfrastruktur- und Parkraumbetreiber eröffneten hierfür vielversprechende Möglichkeiten.