Demographischer Wandel: Masterpläne für Kommunen nötig

Der demographische Wandel wird das bereits bestehende Stadt-Land-Gefälle weiter verstärken. Ländliche Regionen sollten daher im Zentrum der Anstrengungen stehen, die Deutschland künftig demographiefest machen.

Berlin, 2. September 2016 (IGES Institut) - So werde mehr als die Hälfte der deutschen Landkreise und kreisfreien Städte in den kommenden Jahren deutlich schrumpfen, weil es junge Menschen immer mehr in Städte und Metropolregionen zieht. Dies beschleunige die Alterung der Bevölkerung in ländlichen Regionen noch zusätzlich, erläuterten IGES-Experten auf dem Demografiekongress 2016 in Berlin.

Kommunen müssten daher „Masterpläne“ für den demographischen Wandel entwickeln, um alternsgerechte Wohnquartiere zu schaffen. Dies trage ähnlich wie die Ansiedlung und Erhaltung von Gewerbe entscheidend dazu bei, für alle Generationen auch in Zukunft attraktiv zu bleiben, betonte der IGES-Leiter, Prof. Bertram Häussler. Ein zentrales Handlungsfeld für Gemeinden werde es dabei sein, technologische Infrastrukturen zu schaffen, um mithilfe digitaler Dienste alten Menschen einen möglichst langen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen.

Demografiewandel

Gemeinschaftliches Wohnen stärker fördern

Dies wünschten sich Umfragen zufolge 80 Prozent der Älteren. 85 Prozent möchten zumindest in ihrer vertrauter Wohnumgebung bleiben, berichtete Dr. Grit Braeseke, Leiterin des Bereichs Pflege am IGES Institut. Derzeit werde sich bei der Förderung altersgerechter Wohnungen jedoch zu sehr darauf fokussiert, einzelne Wohnungen altersgerecht, vor allem barrierefrei, umzubauen. Wichtig sei es aber auch, mehr gemeinschaftliche Wohnangebote zu schaffen, um nachbarschaftliche Unterstützung und soziales Miteinander zu fördern. Im Ausland, etwa in Schweden oder den USA, und inzwischen auch in Deutschland gebe es dafür zahlreiche erfolgreiche Beispiele.

"Menschen unterschiedlicher Generationen, die nicht miteinander verwandt sind, müssen in Zukunft Aufgaben übernehmen, die bisher die Familie übernommen hat", erläuterte Häussler. Dies sei der Kern des so genannten Quartier-Konzeptes, bei dem die Verlässlichkeit der Familie auf die Nachbarschaft übertragen werde.

Ambulante Bedarfsplanung anpassen

Mit Blick auf die ambulante, medizinische Versorgung in Zeiten des demographischen Wandels plädierte der IGES-Geschäftsführer, Dr. Martin Albrecht, dafür, die Bedarfsplanung weiterzuentwickeln. Zwar hätte die seit 2013 geltende neue Bedarfsplanung das Stadt-Land-Gefälle vor allem in der hausärztlichen Versorgung abgemildert. Große regionale Unterschiede gebe es aber weiterhin bei der Facharztdichte. Zielgenauer werde die Bedarfsplanung etwa durch die Berücksichtigung von Faktoren wie Morbidität und sozioökonomischen Situation oder von Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung.