Vermeidbare Krankenhausfälle nehmen zu
Die Zahl durch ambulante Behandlung vermeidbarer Krankenhausfälle steigt. Lag sie 2012 noch bei jährlich 1,96 Millionen Fällen, überschritt sie 2013 knapp die 2-Millionen-Marke. Das ist Plus von 3,9 Prozent. Bereits 2012 nahm ihre Fallzahl um 2,9 Prozent zu.
Berlin, 17. Juni 2015 (IGES Institut) -Diese vermeidbare Krankenhausbehandlungen, sogenannte „ambulant-sensitive Krankenhausfälle“ (ASK), tragen zudem erheblich zu der gesamten Fallzahlzunahme im stationären Bereich bei. Dort gab es 2013 knapp 160.000 Fälle mehr, ein Plus von 0,9 Prozent. Fast die Hälfte dieser zusätzlichen Fälle - rund 75.000 – geht dabei auf die neu hinzugekommenen ASK-Fälle zurück. Allerdings wirkt sich darin auch die starke Grippewelle im Winter 2012/13 aus, auf deren Konto zwischen rund 27.000 und 31.000 Fälle zu buchen sind.
Sonderauswertungen der DRG-Statistik
Das zeigen Analysen des IGES Instituts im Auftrag des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Dabei untersuchten die IGES-Experten Krankenhausfälle, die durch effektive und rechtzeitige ambulante Behandlung vermieden werden können. Dazu gehören akut auftretende Krankheiten, die durch Impfungen oder andere präventive Maßnahmen zu verhindern gewesen wären, oder akute Beschwerden, die an sich ambulant kontrollierbar sind. 13 Krankheitsbilder wählten die Wissenschaftler aus, darunter Asthma, Diabetes oder bestimmte Herzkrankheiten, Grundlage sind Sonderauswertungen der DRG-Statistik für die Jahre 2011 bis 2013.
Mehr als jeder zehnte Krankenhausfall ist ein ASK-Fall
Die Zahl der ASK-Fälle stieg 2013 in den einzelnen Regionen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV-Regionen) unterschiedlich. Mit rund sechs Prozent nahm sie vor allem in den KV-Regionen Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu. Am geringsten legte sie in Brandenburg (1,4 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (1,8 Prozent) und Nordrhein (2,5 Prozent) zu. Letzteres sind allerdings Regionen, die im bundesweiten Vergleich bereits schon sehr hohe Anteile von ASK-Fällen bei den Krankenhausbehandlungen aufweisen.
Bundesweit machen ASK-Fälle rund elf Prozent aller Krankenhausfälle aus. Im Vergleich der Regionen haben vor allem die Neuen Bundesländer und das Saarland deutlich höhere ASK-Anteile. In Bremen und Baden-Württemberg am niedrigsten.
Krankheitslast hat stärksten Einfluss
Bei ihren Berechnungen berücksichtigen die IGES-Experten regionale Unterschiede bei Morbidität, der sozioökonomischen Situation und bei Infrastruktur, um den Einfluss der Arztdichte zu isolieren. Erwartungsgemäß zeigte sich dabei, dass die Morbidität den größten Einfluss auf das Leistungsgeschehen hatte.
Der wenn auch schwache Einfluss der Arztdichte wird allerdings wie folgt deutlich: Generell lag in mehr als jedem zweiten Landkreis oder kreisfreien Stadt (226) die ASK-Rate über dem bundesweiten Durchschnitt von 1.088 ASK-Fällen je 100.000 Einwohner. Die Mehrzahl dieser auffälligen Kreise (60 Prozent) hatte dabei eine unterdurchschnittliche Facharztdichte und war überwiegend ländlich. Das heißt: Je höher die Facharztdichte, desto weniger werden typischerweise ambulant behandelbare Fälle im Krankenhaus stationär versorgt. Für Hausärzte fand sich ein derartiger Zusammenhang nicht.
ASK-Fälle besonders häufig auf dem Land
Die ASK-Raten in den einzelnen Regionen hängen dabei von der ambulanten Arztdichte, der Anzahl bereitstehender Krankenhausbetten sowie der soziodemographischen Situation und vor allem von der Krankheitslast (Morbidität) der Bewohner ab. Diese Faktoren erklären rund 40 Prozent der regionalen Unterschiede in den ASK-Häufigkeiten.
Die IGES-Experten haben zudem die ASK-Häufigkeiten nach Stadt und Landregionen untersucht. Danach ist die Zahl der ASK-Fälle besonders in ländlichen Regionen hoch, die dort im Vergleich zu Großstadtzentren bis zu 28 Prozent abweichen können.