Mehr Aufklärung über die Schlaganfallgefahr bei Vorhofflimmern nötig
Experten haben erneut mehr Aufklärung über das erhöhte Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern gefordert. Zudem wiesen sie auf weiterhin bestehende Unsicherheiten in der Therapie der Herzrhythmusstörung hin.
Berlin, 11. März 2016 (IGES Institut) – Das ist ein Fazit der Fachtagung „Versorgungssituation der Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern“ am IGES Institut, auf der Experten aktuelle Entwicklungen in der Behandlung des Vorhofflimmerns zum Schutz vor Schlaganfällen diskutierten.
Bei rund zwei Prozent der Bevölkerung sei ein Vorhofflimmern dokumentiert, erläuterte Hans-Holger Bleß, Leiter des Bereichs Versorgungsforschung am IGES Institut. Allerdings wüssten viele Menschen nicht, dass bei ihnen diese häufige Herzrhythmusstörung besteht, weil die Erkrankung oft symptomlos verläuft.
Versorgungsdefizite zeigten sich Bleß zufolge weiterhin bei der Therapie der Wahl, der oralen Antikoagulation (OAK) zur Hemmung der Blutgerinnung, deren Inanspruchnahme in den vergangenen Jahren zwar gestiegen sei. Er verwies aber auf weiterhin unzureichende Behandlung vor allem von Hochrisikokopatienten oder älteren Menschen mit Vorhofflimmern.
Ängste vor Blutungen gefährden Therapietreue
Hemmnis der Therapie seien auf Seiten der Patienten vor allem Ängste vor unerwünschten Blutungen unter einer OAK, erläuterte Professor Michael Näbauer, Oberarzt am Klinikum der Universität München und Vorstandsmitglied im Kompetenznetzwerk Vorhofflimmern. Diese Ängste können unter anderem zu einer mangelnden Therapietreue führen, der mit umfassender Aufklärung zu begegnen sei.
Die Notwendigkeit einer möglichst frühen Diagnostik des Vorhofflimmerns hob Professor Thomas Lichte vom Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Magdeburg hervor. Er betonte dabei die Bedeutung einer kontinuierlichen hausärztlichen Versorgung, die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen wie dem Check-Up 35, aber auch die patientenseitige Entdeckung von Herzrhythmusstörungen durch eigene Blutdruckmessung.
Kosten-Nutzenbewertung vorgeschlagen
Nikolaus Schmitt, Abteilungsleiter für den Bereich „Verordnete Leistungen“ der Barmer GEK, erläuterte die Kostenentwicklungen im Bereich der OAK. Zwischen den Jahren 2011 und 2015 seien insbesondere die Kosten der neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) angestiegen, während die Kosten der übrigen oralen Antikoagulantien annähernd gleich geblieben seien. Dies entspräche in diesem Zeitraum einem Kostenanstieg von 0,2 auf 2,6 Prozent gemessen an den Jahresausgaben der Barmer GEK für Arzneimittel. Er schlug einen Kosten-Nutzen-Vergleich zwischen NOAK und OAK vor, der auf drei Säulen beruhe und zur Orientierung für Preisverhandlungen dienen könnte: den direkten Mehrkosten der beiden Arzneimitteltherapien, dem patientenrelevanten Zusatznutzen sowie den patientenrelevanten Zusatzrisiken.
Das IGES Institut veranstaltet in regelmäßigen Abständen Expertenforen zu aktuellen medizinischen Themen. Diese von IGES organisierte Veranstaltung entstand mit finanzieller Unterstützung der Unternehmen Bayer Vital, Boehringer Ingelheim Pharma, Bristol-Myers Squibb und Pfizer Deutschland.