IGES auf der Gesundheitsökonomie-Konferenz ISPOR 2017

Einblicke in aktuelle gesundheitsökonomische Fragen in Deutschland haben IGES Experten auf einem internationalen Kongress gegegeben. Dazu gehörten Studien zu ausgewählten Krankheiten sowie Analysen zur Nutzenbewertung von Arzneimitteln, die sie auf dem europäischen Kongress der "International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research" (ISPOR) im schottischen Glasgow vorstellten.

Berlin, 10. November 2017 (IGES Institut) - So präsentierten Experten eine Untersuchung über potenzielle Einsparungen durch Generika für die medikamentöse Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dabei geht es um die antihormonelle Therapie mit Gonadotropin Releasing Hormon-Analoga (GnRH-Analoga). Die Gesamtumsätze dafür lagen 2016 bei rund 212,3 Mio. Euro.

Nur für ein GnRH-Analoga, das Leuprorelin, sind preisgünstigere Generika erhältlich. Deren Verordnung fördern einige Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) über Quotenregelungen. Sie erzielen damit Generikaanteile von bis zu 45 Prozent. Hätten dies alle KVen errreicht, wären 2015 und 2016 Einsparungen von insgesamt knapp 14 Millionen Euro möglich gewesen. Die IGES-Experten schätzen, dass jährliche Ersparnisse durch Leuprorelin-Generika von gut 12 Millionen Euro in Zukunft möglich sind, wenn zusätzlich der Anteil von Leuprorelin im GnRH-Markt insgesamt erhöht wird.

Regional Differences in Potential Savings for the Medical Treatment of Advanced Prostate Cancer in the German Health Care System
Themenbereich: CANCER - Health Care Use & Policy Studies
Posternummer: PCN291 | J20
Poster Presentations Session I, Montag 6. November 2017,
Autorendiskussion: 12:45 - 13:45 Uhr



Annual Costs of Best Supportive Care for Patients With Advanced Non-Small-Cell Lung Cancer (NSCLC) in Germany
Themenbereich: CANCER - Clinical Outcomes Studies
Posternummer: PCN101 | D20
Poster Presentations Session I, Montag 6. November 2017,
Autorendiskussion: 12:45 - 13:45 Uhr



Effects of Improved Detection and Treatment of Atrial Fibrillation on Burden of Disease Caused by Stroke in Germany
Themenbereich: CARDIOVASCULAR DISORDERS - Clinical Outcomes Studies
Posternummer: PCV19 | G12
Poster Presentations Session III, Dienstag 7. November 2017
Autorendiskussion: 12.30 – 13.30 Uhr



Acceptance of Indirect Comparisons in the German Early Benefit Assessment
Themenbereich: HEALTH CARE USE & POLICY STUDIES - Drug/Device/Diagnostic Use & Policy
Posternummer: PHP64 | C10
Poster Presentations Session IV, Dienstag 7. November 2017
Autorendiskussion: 18.15 – 19.15 Uhr


IGES Informationsstand auf dem 20. europäischen ISPOR-Kongress: Stand 122

AMNOG-Analysen

Im Bereich Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) zeigte ein IGES-Team die geringe Akzeptanz von indirekten Vergleichen bei der frühen Nutzenbewertung, wenn keine Vergleichsstudien gegen die zweckmäßigen Vergleichstherapie (ZVT) eingereicht wurden. Bei 68 Bewertungsverfahren war dies für mindestens eine Patientengruppe der Fall (Stand Januar 2017).

In den meisten Fällen (47 Verfahren) wurde ein adjustierter, indirekter Vergleich - oft über den Brückenkomparator Placebo - eingebracht. In nur acht Verfahren erkannte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) diesen methodisch an. Und in nur vier dieser Verfahren wurde vom G-BA ein Zusatznutzen in der betreffenden Patientenpopulation beschieden. Als häufigste Ablehnungsgründe für indirekte Vergleiche nennt der G-BA unangemessene Patienten- und Studienpopulationen, statistische Methoden oder Brückenkomparatoren.

Krankheitskosten-Berechnungen

Ein weiteres IGES-Team hat die Kosten der Best Supportive Care (BSC) beim fortgeschrittenen, nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (engl.: Non-Small Cell Lung Cancer, NSCLC) in Deutschland analysiert und war damit für einen Posterpreis nominiert. Ziel der BSC ist es, die Symptome dieser schweren Erkrankung zu lindern und bestmögliche Lebensqualität - eine bestmögliche supportive Therapie - zu erreichen. Leitlinien empfehlen dafür unter anderem Medikamente, palliative Bestrahlung, Rehabilitationsangebote oder auch psychotherapeutische oder psychoonkologische Betreuung.
Die Kosten der BSC beim NSCLC können sich den Berechnungen zufolge auf bis rund 28.000 Euro jährlich belaufen. Den größten Anteil, knapp ein Drittel, hat dabei die Strahlentherapie, gefolgt von der medikamentösen Therapie (22 Prozent) und chirurgischen Eingriffen (20 Prozent).

Die Potenziale einer besseren Diagnostik und Versorgung des Vorhofflimmerns beschreibt eine andere IGES-Arbeit. Dies geschieht mit Hilfe der so genannten „Generalized Cost-Effectiveness Analysis“ (GCEA), mit der die Krankheitslast quantifizierbar ist. Vorhofflimmern ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle. Rund 10.000 Schlaganfälle könnten jährlich in Deutschland verhindert werden, wenn die Entdeckungsrate des Vorhofflimmerns von derzeit 66,7 auf 80 Prozent und die Behandlungsrate bei den für eine entsprechende Therapie geeigneten Patienten von 50 auf 75 Prozent steigen würde.

Die ISPOR ist eine internationale wissenschaftliche Fachgesellschaft für „Health economics and outcomes research (HEOR)“. Sie fand 2017 vom 4. bis 8. November im schottischen Glasgow statt und jährte sich zum 20. Mal. Das IGES Institut steuert seit mehr als 15 Jahren zum wissenschaftlichen Programm bei und ist zum Austausch vor Ort.