Mehr Berliner und Brandenburger sind krankgeschrieben
Die Zahl der Krankschreibungen in Berlin und Brandenburg ist innerhalb von zwei Jahren leicht gestiegen. Lag der Krankenstand 2014 noch bei 5,3 Prozent, waren es 5,5 Prozent im Jahr 2016. Im Durchschnitt fehlte jeder Erwerbstätige in der Region 2016 gut 20 Tage.
Berlin, 10.01.2018 (IGES Institut) - Das geht aus dem vierten länderübergreifenden Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg 2017 hervor, den das IGES Institut im Auftrag des „Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – Health Capital“ erstellt hat.
IGES-Experten haben für den Bericht eine krankenkassenübergreifende Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten von 1,9 Mio. Beschäftigten der Region erstellt und ergänzend Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund zu den Erwerbsminderungsrenten sowie Analysen der gesetzlichen Unfallversicherung zum (DGUV) zu den Arbeits- und Wegeunfällen sowie den Berufskrankheiten ausgewertet..
Einzeln betrachtet liegt das Bundesland Berlin 2016 mit einem Krankenstand von 5,2 Prozent leicht über dem Bundesdurchschnitt, Brandenburg mit 5,7 Prozent etwas weiter darüber. Ein Krankenstand von rund fünf Prozent bedeutet, dass durchschnittlich fünf Prozent aller Erwerbstätigen pro Tag arbeitsunfähig gemeldet sind.
Rückenschmerzen und Bandscheibenschäden am häufigsten
Ursache Nummer Eins für das Fehlen am Arbeitsplatz sind Muskel- und Skelettkrankheiten, am häufigsten Rückenschmerzen und Bandscheibenschäden. Jede fünfte Krankschreibung in Berlin und jede vierte in Brandenburg geht darauf zurück. Eine entsprechende Krankschreibung dauerte in Berlin durchschnittlich knapp 19 Tage und in Brandenburg gut 21 Tage.
Die Bedeutung psychischer Störungen im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen bewegt sich seit mehreren Jahren auf einem ähnlich hohen Niveau. Eine Krankschreibung dauert jedoch durchschnittlich mit rund 34 Tagen vergleichsweise lang. Sie verursacht somit sehr viele Fehltage, obwohl psychische Erkrankungen an allen Arbeitsunfähigkeitsfällen nur rund sieben Prozent ausmachen. Ihr Anteil an allen Fehltagen lag 2016 in Brandenburg bei 15,8 Prozent und bei 18,6 Prozent in Berlin.
Höchststände im Bereich Abfallentsorgung und öffentliche Verwaltung
Branchen mit den höchsten Krankenständen sind die Abfallentsorgung und Wasserversorgung (Krankenstand von 8,4 Prozent in Berlin und sieben Prozent in Brandenburg) sowie die öffentliche Verwaltung (Krankenstand beide Länder von 7,6 Prozent).
In einer Sonderauswertung haben die IGES-Experten das Krankenstandgeschehen im Gesundheitswesen und in den Alten- und Pflegeheimen analysiert, wo jeder zehnte Erwerbstätige der Region arbeitet. Insgesamt betrachtet sind die Beschäftigten dort im Vergleich zu anderen Berufen kaum mehr krankgemeldet. Besonders belastet sind jedoch Pflegekräfte. So haben Kranken- und Altenpflegekräfte etwa doppelt so viele Fehltage aufgrund von psychischen und Muskel-Skelett-Erkrankungen als der jeweilige Landesdurchschnitt aller Beschäftigten. Einen unterdurchschnittlichen Krankenstand haben hingegen Ärzte und Zahnärzte sowie Psychologen und Psychotherapeuten.
Produktionsausfälle von mehr als vier Milliarden Euro
Hochgerechnet haben die IGES-Experten auch die volkswirtschaftlichen Folgen der Krankschreibungen. Bei durchschnittlich 20 Fehltagen jährlich pro Erwerbstätigen ergeben sich bezogen auf alle 2,2 Millionen Beschäftigten in Berlin und Umland 44,7 Millionen Fehltage. Diese fehlende Arbeitszeit hat für 2016 geschätzt einen Produktionsausfall in Höhe von mehr als vier Milliarden Euro zur Folge.