Häussler: Gematik sollte zu einem digitalen Labor werden

Eine neue Rolle der Gematik bei der Einführung der elektronischen Patientenakte hat der IGES-Chef Professor Bertram Häussler angemahnt. „Die Gematik sollte zu einem digitalen Labor in der Art einer Modellküche werden. Dann könnten in den kommenden Monaten die Anwender, die Hersteller und die Endnutzer im Wettbewerb der Ideen und Produkte eine tragfähige Vorstellung entwickeln, wie in unserem Gesundheitssystem zukünftig die Versorgung mit der elektronischen Patientenakte digital unterstützt werden kann“, sagte Häussler bei der Eröffnung des Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit 2019. Dieses neue Bild von der digitalisierten Versorgung sollte zudem in einer nationalen Kampagne vermittelt werden.

Berlin, 21. Mai 2019 (IGES Institut) - Noch sitze beim Thema elektronische Patientenakte die Erfahrung eines 15-jährigen Stillstandes tief in den Knochen. An den ebenfalls an der Veranstaltung teilnehmenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gerichtet sagte Häussler: „Wir alle sind sehr zufrieden, dass Sie die elektronische Patientenakte so prominent auf die politische Tagesordnung gesetzt haben.“ Für alle müsste jetzt begreifbar werden, welcher Nutzen sie erwartet und wie sich ihre Arbeit mit den neuen Instrumenten anfühlen wird. Ziel sollte es sein, einfache und nicht wie üblich überkomplizierte Vorstellungen zu erzeugen. Die „Usability“, die wirkliche Nutzbarkeit der elektronischen Patientenakte als hilfreiches Werkzeug der Versorgung, muss in einer „User Journey" begreifbar werden.

Auf der Auftaktveranstaltung taten zudem von IGES befragte Kinder des Berliner Gymnasiums zum Grauen Kloster ihre Visionen von der digitalen Zukunft dem Fachpublikum kund. In Filmeinspielungen fantasierten sie von Robotern als Krankenkassenleistung, herbeifliegenden Drohnen, Nanokapseln mit künstlicher Intelligenz oder vom Skypen mit dem Arzt.

„Die Deutschen sind Online-Fanatiker“, ergänzte Häussler als Mitmoderator einer Podiumsdiskussion mit den wissenschaftlichen Leitern des Hauptstadtkongresses. Doch das Gesundheitssystem sei eines der „schwarzen Löcher der Digitalisierung in Deutschland“. Dabei würden die Deutschen gerne ihre Daten in der elektronischen Patientenakte nutzen.

Im Ausstellungsbereich des Kongresses macht das IGES Institut Künstliche Intelligenz (KI) spielerisch erfahrbar und präsentiert einen humanoiden Roboter. Das Institut gibt damit Einblicke in seinen Arbeitsbereich „Future Script“, in dem sich IGES-Experten mit der digitalen Zukunft von Gesundheit und Infrastruktur beschäftigen.