Arbeiten in der Corona-Krise: Beschäftigte erleben positiven Digitalisierungsschub
Die Coronavirus-Krise hat für jeden zweiten Beschäftigten einen deutlichen Digitalisierungsschub bei der Arbeit gebracht. Digitale und mobile Arbeitsformen haben sprunghaft zugenommen. Vor allem Neulinge im Homeoffice möchten künftig weiterhin zumindest einen Teil ihrer Aufgaben von zu Hause aus erledigen. Sie sehen aber auch Nachteile dabei. Auf den Krankenstand hat die Corona-Krise im ersten Halbjahr 2020 hingegen keinen Einfluss.
Berlin, 3. August 2020 (IGES Institut) - Zu diesen Ergebnissen kommt eine Sonderanalyse der DAK-Gesundheit, die das IGES Institut in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa erstellt hat. Das Besondere an der Untersuchung: Sie basiert auf einem in der Wissenschaft eher selten möglichen, echten Vorher-Nachher-Vergleich, weil Beschäftigte unmittelbar vor der Coronavirus-Krise und während der Krise befragt werden konnten. So wurde im Dezember 2019 eine repräsentative Stichprobe von mehr als 7.000 Erwerbstätigen interviewt, von denen rund 5.500 im April 2020 erneut kontaktiert werden konnten. Ferner werteten IGES-Experten das Krankenstandsgeschehen von 2,2 Millionen DAK-Versicherten aus.
Banken und Versicherungen stechen bei Digitalisierung während der Corona-Krise raus
Danach gaben rund 57 Prozent der Befragten an, dass ihr Arbeitgeber während der Hochzeit der Pandemie in Deutschland digitale Arbeitsmethoden stark ausgeweitet hat. Einige Branchen stechen bei diesem Digitalisierungsschub besonders raus. So sind es bei Banken und Versicherungen oder bei IT-Dienstleistern 80 und 75 Prozent der Beschäftigten, die dies berichten. Aber auch im Bereich Bildung, Kultur und Medien sind es 68 Prozent der Beschäftigten.
In Folge verdreifacht sich während der Krise der Anteil der Beschäftigten, die fast täglich im Homeoffice arbeiten, von zehn auf 28 Prozent. Für sie gewinnen digitale Arbeitsformen stark an Bedeutung: Vor der Krise sind es 17 Prozent der Berufstätigen, die mehrmals in der Woche oder sogar mehrmals täglich, telefonisch oder online mit anderen kommunizieren. Während der Krise greifen doppelt so viele (35 Prozent) darauf zurück.
Corona-Krise verändert Einstellung gegenüber digitalem Arbeiten
Interessant ist, dass sich während der Krise die Einstellung gegenüber digitalen Arbeitsformen wandelt. Vor Beginn der Pandemie in Deutschland nahm etwa jeder dritte Arbeitnehmer die Digitalisierung als Entlastung war, währenddessen fast jeder zweite. Das entspricht einer Zunahme um 13 Prozentpunkte.
Mehr als 75 Prozent der Beschäftigten, die erst in der Krise regelmäßig Heimarbeit erleben, möchten diese Arbeitsform zumindest teilweise fortsetzen. Fast 70 Prozent sehen es als Vorteil, durch den Wegfall von Wegezeiten mehr Zeit für die Arbeit zu gewinnen. Rund 65 Prozent begrüßen zudem die so bessere Vereinbarung von Familie und Beruf.
Direkter Austausch mit Kollegen wird im Homeoffice vermisst
Allerdings sehen sie auch Nachteile: Drei Viertel der regelmäßig Homeoffice-Arbeitenden fehlt zu Hause der direkte Kontakt zu Kollegen. Etwa jeder zweite sieht die Gefahr, daheim Beruf und Privatleben nicht klar trennen zu können. Viele beeinträchtigt es ferner, sich nicht so einfach mit Vorgesetzten besprechen zu können.
Krankenstand bleibt trotz Corona-Krise stabil
Trotz der Corona-Krise weist jeder DAK-versicherte Arbeitnehmer im Durchschnitt genauso viele krankheitsbedingte Fehltage wie im ersten Halbjahr 2019 auf: 7,6 Tage. Zwar war der Krankenstand innerhalb des ersten Halbjahrs 2020 im Lockdown-Monat März mit 5,5 Prozent am höchsten, lag aber damit noch auf Vorjahresniveau. Im April verringert er sich hingegen wieder und erreicht in den Monaten Mai und Juni mit 3,4 beziehungsweise 2,4 Prozent Tiefstände.
Vor allem drei Krankheitsarten spielen beim Krankenstandsgeschehen eine Rolle: An erster Stelle stehen Muskel-Skelett-Probleme, die für jeden fünften Fehltag (20,7 Prozent) verantwortlich sind. Die zweithäufigste Ursache sind Atemwegserkrankungen (18,3 Prozent) gefolgt von psychischen Leiden (16,7 Prozent). Die akuten Infektionen der oberen Atemwege, für die die Möglichkeit einer telefonischen Krankschreibung bestand, haben einen Anteil von 9,7 Prozent am Krankenstand. Die neue Diagnose Covid-19 macht einen Anteil von 0,4 Prozent aus.