Evaluation: Kompetenzzentren Weiterbildung bestärken Wunsch nach hausärztlicher Tätigkeit
Die seit 2017 geförderten Kompetenzzentren Weiterbildung wirken positiv. Sie unterstützen angehende Fachärzte für Allgemeinmedizin, sich optimal auf die Facharztprüfung vorzubereiten, und sie verbessern die Qualität der praktischen Weiterbildung. Drei von vier Ärzten in Weiterbildung geben an, dass die Kompetenzzentren einen positiven Einfluss auf ihre zukünftige Identität als Hausärzte haben. Sie schätzen dabei mehrheitlich den hohen Praxisbezug der Seminarangebote. Ob die Nutzer der Kompetenzzentren auch tatsächlich häufiger als Nicht-Nutzer hausärztlich tätig sein werden, wird sich erst ab Mitte 2022 zeigen. Denn dann haben die ersten Teilnehmer das auf fünf Jahre ausgelegte Begleitprogramm erstmals komplett durchlaufen.
Berlin, 28. März 2022 (IGES Institut) - „Aufgabe der Kompetenzzentren Weiterbildung (KW) ist es, Ärztinnen und Ärzte in der allgemeinmedizinischen Weiterbildung (ÄiW) durch Begleitseminare und weiterbildende Kolleginnen und Kollegen durch Train-the-Trainer-Angebote zu unterstützen. KW vermitteln zudem Mentoren – erfahrene Hausärztinnen und Hausärzte –, die den ÄiW zur Seite stehen. Die Zentren sollen nach dem Medizinstudium den nahtlosen Übergang in die allgemeinmedizinische Weiterbildung fördern. Zudem sollen sie die ÄiW unterstützen, die Zeit der Weiterbildung so kurz wie möglich zu halten und zu einer späteren Tätigkeit in der ambulanten Versorgung motivieren. Die inzwischen in fast allen Bezirken der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) bestehenden Kompetenzzentren gehören zu den zahlreichen initiierten Maßnahmen der vergangenen Jahre, die auch in Zukunft eine flächendeckend-wohnortnahe hausärztliche Versorgung sichern sollen.
Angehende Fachärzte schätzen Austausch und Vernetzung
Das IGES Institut hat die Arbeit der KW evaluiert. Danach zeigt sich, dass die Nutzer die Qualität der KW-Angebote bis auf wenige Ausnahmen positiv bewerten. Dies betrifft sowohl organisatorische Aspekte als auch die didaktische und fachliche Qualität der Lehrkräfte. Geschätzt werden auch der kollegiale Austausch und die Möglichkeit, sich zu vernetzen.
Mehr Informationen über Praxis- und Patientenmanagement gewünscht
81 Prozent der an den Befragungen des IGES teilnehmenden ÄiW sind voll und ganz der Ansicht, dass die Angebote der KW ihre Weiterbildung hilfreich ergänzen. 86 Prozent sind mit dem Themenspektrum der Seminare zufrieden. Allerdings wünscht sich jeder zweite, dass nicht medizinische Themen wie das Praxis- und Patientenmanagement oder betriebswirtschaftliche Themen stärker behandelt werden. Auch die befragten Weiterbilder, die mindestens eine Train-the-Trainer-Veranstaltung besucht hatten, bewerten diese weit überwiegend positiv.
Mehr als jeder zehnte Arzt bleibt unsicher über künftige Praxistätigkeit
Unter dem Strich fühlen sich 82 Prozent der ÄiW, die sowohl das Seminar- als auch Mentoringangebot der KW genutzt haben, in ihrer Entscheidung, künftig als Allgemeinmedizinerin oder Allgemeinmediziner tätig werden zu wollen, bestärkt. 85 Prozent der Teilnehmer, die für sich schon früher für das Weiterbildungsziel Allgemeinmedizin entschieden hatten, gaben an, nach bestandener Facharztprüfung auch im vertragsärztlichen Bereich tätig werden zu wollen. 14 Prozent waren sich aber noch unsicher.
Die Evaluation entstand am IGES Institut im Auftrag der Lenkungsgruppe nach § 10 der Vereinbarung zur Förderung der Weiterbildung gemäß § 75a SGB V. Sie besteht aus der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sowie dem GKV-Spitzenverband. Auch der PKV-Verband und die Bundesärztekammer (BÄK) sind daran beteiligt.
Seit 2018 steigen die Teilnehmerzahlen unter den Ärzten in Weiterbildung
Die Evaluation fußt auf fünf am IGES Institut entwickelten Online-Befragungen der unterschiedlichen Beteiligten, darunter 640 ÄiW, die Leistungen der KW nutzen oder genutzt haben. Die Befragungen erfolgten im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2021. Seit 2018 stiegen die ÄiW-Teilnehmerzahlen von 2.173 auf 2.520 im Jahr 2020. Die Zahl der Weiterbilder, die Train-the-Trainer-Schulungen besucht hatten, ging im Jahr 2020 gegenüber 2018 von rund 600 auf 550 zurück.
Werbung für Kompetenzzentren für ärztliche Weiterbildung verstärken
Nach Einschätzung der IGES-Experten sollten die Kompetenzzentren zusammen mit kooperierenden Institutionen wie etwa der KV, den Landesärztekammern und -krankenhausgesellschaften künftig noch mehr ihre Angebote bewerben. Dabei sollte die Ansprache von ÄiW vor allem in der stationären Weiterbildungsphase intensiviert werden, da dort vielen die KW noch nicht bekannt sind. Ferner könnten die Mentoring-Angebote noch intensiver nachgefragt werden. Mehr als jeder dritte bei einem KW eingeschriebene Arzt in Weiterbildung hatte zum Zeitpunkt der IGES-Befragung noch nicht am Mentoringprogramm teilgenommen. Fast ein Drittel möchte dies jedoch künftig tun, fast jeder zweite war aber noch unentschlossen.
Digitale Lern- und Lehrangebote in ärztliche Weiterbildung künftig mehr nutzen
Sowohl das Seminar- und Mentoring-Programm als auch die Train-the-Trainer-Weiterbildungen waren ursprünglich ausschließlich als Präsenzveranstaltungen konzipiert, fanden aber während der Pandemie auch im Online- oder Hybridformat statt. Nach Ansicht der Nutzer hat die Qualität dadurch nicht gelitten. Daher empfehlen die IGES-Experten zudem, die KW-Angebote mithilfe digitaler und hybrider Lern- und Lehrformate zu flexibilisieren und deren strukturierte Weiterentwicklung in der Förderung der KW zu berücksichtigen.