Arzneimittel-Atlas 2012 erscheint
Erstmals seit 2004 kam es im Jahr 2011 zur einem erheblichen Rückgang der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel: Statt 30,2 Mrd. Euro im Jahr 2010 betrugen die Ausgaben 2011 nur rund 29 Mrd. Euro. Dies waren 1,2 Mrd. Euro bzw. vier Prozent weniger als im Vorjahr. Bereits 2010 war eine nur sehr geringe Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr von 0,6 Prozent beobachtet worden.
Berlin, 27. August 2012 (IGES Institut) - 2004 war dieser Rückgang die Folge von Kürzungen im Leistungskatalog − beispielsweise wurden nichtrezeptpflichtige Arzneimittel weitgehend nicht mehr erstattet − und von massiven Vorzieheffekten wegen höherer Zuzahlungen. In den Jahren 2005 bis 2011 waren dann die Arzneimittelausgaben wieder um durchschnittlich 4,1 Prozent pro Jahr gewachsen. Der Ausgabenrückgang 2011 war erneut ein Resultat gesetzlicher Maßnahmen. So erhöhte sich durch das GKV-Änderungsgesetz Mitte 2010 der Herstellerrabatt von 6 Prozent auf 16 Prozent und es wurde wieder ein Preismoratorium beschlossen. Des Weiteren umfassen die individuellen Rabattverträge einen immer größeren Teil des GKV-Marktes. Auch der Apothekenabschlag erhöhte sich und der Großhandel musste ebenfalls einen Abschlag leisten.
Herstellerrabatte
Die Rabatte der Hersteller lagen 2010 schon bei insgesamt 2.876 Mio. Euro. 2011 stiegen sie nochmals um 1.293 Mio. Euro und erreichten eine Höhe von insgesamt 4.169 Mio. Euro. Dazu trugen die erhöhten Abschläge und das Preismoratorium mit rund 60 Prozent bei, die individuellen Rabatte mit etwa 40 Prozent. Die Zuzahlungen der Patienten waren 2010 mit 1.807 Mio. Euro nur um 106 Mio. Euro höher als im Vorjahr. Bezieht man auch die Apothekenabschläge mit ein, dann wurden den Kassen 2011 in Summe Abschläge und Zuzahlungen von 7.131 Mio. Euro gewährt (1.577 Mio. Euro mehr als 2010).
Rabatte kompensieren die Ausgabensteigerungen durch Mehrverbrauch und Innovationen. So war 2011 wie auch in der Vergangenheit der Verbrauchsanstieg die stärkste Treibkraft für den Ausgabenanstieg. Der Wert der Verbrauchskomponente lag 2011 mit 968 Mio. Euro etwas höher als im Vorjahr (866 Mio. Euro). Der größte Anteil der verbrauchsbedingten Mehrausgaben betraf 2011 Medikamente zur Behandlung von immunologischen und säurebedingten Erkrankungen sowie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ausgaben innerhalb der Indikationsgruppen
Unter den 31 im Detail betrachteten Indikationsgruppen stiegen lediglich in sechs Gruppen im Vergleich zum Vorjahr die Ausgaben an. An erster Stelle lagen – wie bereits in den Vorjahren – die Immunsuppressiva (z.B. bei rheumatoider Arthritis) mit 83 Mio. Euro (2010: 182 Mio. Euro), gefolgt von den Antihämorrhagika (Mittel bei Störungen der Blutgerinnung) mit 46 Mio. Euro (2010: 39 Mio. Euro). An dritter Stelle lagen „Andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel“ (vor allem Mittel bei Nierenstörungen) mit 26 Mio. Euro (2010: 23 Mio. Euro).
Die Ausgaben pro GKV-Versichertem sind im Jahr 2011 um 3,7 Prozent auf 388 Euro gesunken. Den stärksten Rückgang verbuchte mit -4,8 Prozent die KV Nordrhein; lediglich in der KV Sachsen stiegen die Pro-Kopf-Ausgaben um 0,1 Prozent an.
Den jährlich erscheinenden Arzneimittel-Atlas erstellt das IGES Institut im Auftrag des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Er wird bei Springer Medizin veröffentlicht.