Psychreport: 50 Prozent mehr Fehltage infolge psychischer Leiden innerhalb von zehn Jahren
Fehltage von Beschäftigten aufgrund psychischer Leiden haben sich in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 50 Prozent erhöht. Damit lagen psychische Erkrankungen im Jahr 2023 auf Platz 3 der Erkrankungsgruppen, die die meisten Ausfalltage in der Berufswelt verursachen. Häufigster Grund dieser Fehltage waren Depressionen. Am stärksten zugenommen haben die Fälle von Krankschreibungen, die auf Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen zurückzuführen waren.
Berlin, 05. März 2024 (IGES Institut) - Das geht aus dem aktuellen Psychreport 2024 der DAK-Gesundheit hervor, für den das IGES Institut Daten zum Arbeitsunfähigkeitsgeschehen wegen psychischer Diagnosen bei 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten untersucht hat. Verursachten diese Diagnosen im Jahr 2013 noch 213 Fehltage je 100 Versicherte, waren es 2023 bereits 323 Fehltage je 100 Versicherte. Das ist eine Zunahme von 52 Prozent. Nur Erkrankungen der Atemwegsorgane und des Muskel- und Skelettsystems führten zu mehr Fehltagen (415 und 373 Tage je 100 Versicherte in 2023). Besonders betroffen sind Frauen. So hatten Frauen rund 60 Prozent mehr Fehltage infolge psychischer Erkrankungen als Männer (407 Fehltage versus 252 Tage je 100 Versicherte.)
Fallzahlanstieg vor allem bei jüngeren Beschäftigten
In allen Altersgruppen stieg 2023 die Zahl der Krankschreibungen mit einer psychischen Diagnose. Doch besonders auffällig war dies bei 20- bis 24-Jährigen und 25- bis 29-Jährigen, wo die Fallzahl jeweils um 34 Prozent und 31 Prozent zunahm. Diese Entwicklung ist vermutlich zum Teil auf das 2022 eingeführte, elektronische Meldeverfahren bei Krankschreibungen zurückzuführen. Da dies ein automatisierter Prozess ist, kommen mehr Krankmeldungen aus den Arztpraxen bei den Krankenkassen an.
Phasen der Krankschreibungen im Durchschnitt kürzer
Die Dauer einer durchschnittlichen Krankschreibung wegen einer psychischen Erkrankung sank von rund 37 Tagen im Jahr 2022 auf knapp 33 Tage in 2023. Dies zeigt sich in allen Altersgruppen. Allerdings fallen auch dabei die jüngeren Beschäftigen auf, bei denen die Dauer einer derartigen Krankschreibung um 20 Prozent zurückging. Jüngere Erwerbstätige waren somit öfters, aber dafür kürzer infolge psychischer Leiden krankgeschrieben.
Zunahme bei Krankschreibungen infolge von Belastungsreaktionen
In 2023 hatten rund sieben Prozent aller bei der DAK versicherten Beschäftigten eine Krankschreibung wegen einer psychischen Erkrankung. Um 29 Prozent und damit am stärksten im Vergleich zum Vorjahr nahmen dabei die Krankschreibungen infolge von Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen zu.
Beschäftigte im Gesundheitswesen an der Spitze
Überdurchschnittlich betroffen waren Beschäftigte im Gesundheitswesen. Auf 100 Versicherte fielen 472 Fehltage durch psychische Erkrankungen. An zweiter Stelle standen Berufstätige in der öffentlichen Verwaltung, wo auf 100 Versicherte 378 derartige Fehltage kamen.
Generell ist die Zunahme der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen seit Jahren auffällig. Nach Einschätzung der IGES-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt es im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen der vergangenen Jahre keine Entwicklung, die gravierender ist.