Analyse von Wetterdaten: Hitzewellen beeinflussen den Krankenstand bisher nur geringfügig
Hitzewellen belasten die Leistungsfähigkeit von Beschäftigten und können gesundheitliche Probleme auslösen. Besonders ältere, chronisch erkrankte Berufstätige oder Menschen mit körperlich anstrengenden Berufen sowie im Freien tätige sind betroffen. Auf die Fehlzeiten wirkt sich dies bisher nur geringfügig aus. Allerdings nimmt die Zahl der Krankschreibungen bei steigenden Temperaturen im Sommer für bestimmte Diagnosen zu. Eine der ersten Untersuchungen liefert Ergebnisse zum Umfang der Belastungen durch Hitze für Beschäftigte in Deutschland.
Berlin, 26. April 2024 (IGES Institut) - Dabei handelt es sich um den DAK-Gesundheitsreport 2024, der sich mit dem Thema Arbeitswelt und Hitze beschäftigt. Im Auftrag der Krankenkasse hat das IGES Institut dafür die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten für das Jahr 2023 ausgewertet und mehr als 7.000 Erwerbstätige zu diesem Schwerpunktthema befragt.
Demnach geben 23 Prozent der befragten Beschäftigten an, bei Hitze während der Arbeit stark belastet zu sein. Besonders betroffen sind Beschäftigte, die eine körperliche Tätigkeit ausüben oder im Freien arbeiten wie etwa Pflegekräfte oder Beschäftigte im Baugewerbe und Handwerk.
Chroniker jeden Alters besonders belastet
Eine chronische Erkrankung erhöht das Risiko für eine starke Belastung durch Hitze, für alle Altersgruppen, wenn auch unterschiedlich stark. So sind Beschäftigte ab 50 Jahren mit einer chronischen Erkrankung zu 35 Prozent stark durch hohe Temperaturen belastet, unter 50-Jährige zu 25 Prozent.
Knapp jeder fünfte Beschäftigte (19 Prozent) berichtet von gesundheitlichen Problemen: gut zwei Drittel von Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Schlafprobleme (je 68 Prozent), jeder zweite von Kopfschmerzen. 13 Prozent suchten deswegen einen Arzt auf.
Zwei Prozent wegen Hitzebeschwerden krankgeschrieben
Der Großteil der Beschäftigten ging trotz der gesundheitlichen Probleme zur Arbeit. So gaben nur etwa zwei Prozent von ihnen in der Befragung an, aufgrund der erlebten Hitzebeschwerden krankgeschrieben oder krankgemeldet meldet gewesen zu sein.
Hitze hat daher derzeit vor allem durch die Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit von Beschäftigten eine Bedeutung für die Arbeitswelt und weniger als Ursache von Krankschreibungen. So erlebten mehr als zwei Drittel der Beschäftigten während Hitzeperioden im Sommer 2023 Leistungseinbußen, davon zwölf Prozent deutliche und 57 Prozent leichte Einschränkungen.
Saisonale Effekte anhand von Wetterdaten nachgewiesen
Das IGES-Expertenteam untersuchte zudem die Zahl der Krankschreibungen im Jahresverlauf, was eindeutig saisonale Effekte zeigt: Demzufolge nimmt bei steigenden Temperaturen in den Sommermonaten die Zahl der Krankschreibungen aufgrund von Kreislauferkrankungen deutlich zu und das nahezu parallel zu den gemessenen Tagestemperaturen. So gab es etwa in der heißesten Woche im Sommer 2018 je 10.000 Beschäftigte zehn beginnende Krankschreibungen aufgrund einer Kreislauferkrankung. Im gleichen Zeitraum im Sommer 2023 waren es nur etwa halb so viele.
Über alle Diagnosen hinweg ist der Krankenstand in den Sommermonaten jedoch im Jahresverlauf am niedrigsten, weil in dieser Jahreszeit insbesondere weniger Atemwegserkrankungen auftreten.
Im gesamten Jahr 2023 lag der Krankenstand wie im Vorjahr 2022 erneut bei 5,5 Prozent. Die Betroffenenquote stieg leicht auf 64,5 Prozent an (2022: 63,8 Prozent). Dies bedeutet, dass für mehr als jeden Zweiten eine Arbeitsunfähigkeitsmeldung vorlag. Mehr als die Hälfte aller Krankheitstage (55 Prozent) ging auf Atemwegserkrankungen, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems oder psychische Erkrankungen zurück.