Studie: Seltener Hormontherapie in oder nach den Wechseljahren
Das IGES Institut beteligt sich neben dem RKI der Charité Universitätsmedizin (Campus Virchow, Frauenklinik), und der Alice-Salomon-Fachhochschule (ASFH), an einem Forschungsprojekt des Bundesminsiteriums für Bildung und Forschung zum Thema "Nutzen und Risiken der Hormontherapie. Erfordernisse und Leistungen der Gesundheitsfürsorge für Frauen in Deutschland".
Berlin, 01. November 2007 (IGES Institut) - Nach Publikation neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse aus epidemiologischen Beobachtungsstudien und klinischen Studien zu Risiken und Nutzen der (post-)menopausalen Hormontherapie hat weltweit ein Umdenken in der Verordnung und Anwendung dieser medikamentösen Therapie stattgefunden.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat 2003 einen Forschungsschwerpunkt ausgeschrieben, der wissenschaftliche Projekte zur (post-)menopausalen Hormontherapie in Deutschland fördert. Im Verbundprojekt »Nutzen und Risiken der Hormontherapie. Erfordernisse und Leistungen der Gesundheitsfürsorge für Frauen in Deutschland« wurden unter Koordination des Robert Koch- Instituts drei Teilprojekte aus verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen gefördert, die folgende Fragen beantworten sollen:
Zentrale Fragen der drei Teilprojekte
- Hat die Diskussion um Nutzen und Risiken der Hormontherapie die Frauen in Deutschland erreicht?
- Lassen sich Gruppen von Frauen identifizieren, die einer besonderen Beratung bedürfen? Lässt sich erkennen wo spezielle Informationsdefizite bestehen, um Frauen eine informierte Mitentscheidung zu ermöglichen?
- Reflektieren die beobachteten Veränderungen hinsichtlich Verordnungs- und Anwendungshäufigkeit der Hormontherapie die aktuellen Empfehlungen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften, welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Das Forschungsvorhaben läuft noch bis Ende 2007 und besteht aus drei Teilprojekten. Beteiligt sind neben dem RKI die Charité Universitätsmedizin (Campus Virchow, Frauenklinik), das IGES - Institut für Gesundheits- und Sozialforschung und die Alice-Salomon-Fachhochschule (ASFH), alle in Berlin.
Auswirkungen der WHI-Studie auf Hormonverordnungen in Deutschland
Um herauszufinden, wie sich die WHI-Studie in Deutschland auf die Verordnung von Hormonen auswirkte, analysierten Mitarbeiter des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) Daten von 38 897 Versicherten der Gmünder Ersatz-Kasse (GEK): Demnach hat die Zahl der versicherten Frauen, die mindestens eine Hormonverordnung bekamen, gegenüber der Zeit vor der Veröffentlichung der WHI-Daten um 18,1 Prozent abgenommen.
Eine zweite Untersuchung, die sich auf eine Telefonumfrage von 2004 und das Bundesgesundheitssurvey von 1998 stützt, zeigt die Veränderung ebenfalls: Die Zahl der Frauen zwischen 40 und 79 Jahren, die zum Befragungszeitpunkt Hormone nahmen, fiel von 16,9 Prozent im Jahr 1998 auf 10,1 Prozent im Jahr 2004.
Obwohl insgesamt ein Verordnungsrückgang beobachtet wurde, überrascht, dass weiterhin relativ viele Hormonbehandlungen durchgeführt oder sogar neu begonnen wurden. Die von der ASFH und der Charité durchgeführte Studie zeigte, dass die meisten Frauen unabhängig von Bildungsgrad und Ethnizität die Wechseljahre als natürliche vorübergehende Phase erleben (Deutsche: 89 %; Türkinnen: 71 %, Asiatinnen: 89 %). Türkeistämmige Migrantinnen waren aber deutlich schlechter über das Thema Wechseljahre und die Ergebnisse der oben genannten Studien informiert, berichteten über stärkere Wechseljahresbeschwerden und nutzten häufiger die Hormontherapie.
Ob der Rückgang der Hormontherapie in Deutschland schon zu abnehmenden Erkrankungszahlen an Brustkrebs geführt hat, müssen die folgenden Schätzungen der Zahl auftretender Krebskrankheiten im RKI (Dachdokumentation Krebs) erst noch bestätigen.