Entwicklungshilfe in Kenia mithilfe von Output Based Aid
KfW und IGES haben erfolgreich einen neuartigen Entwicklungshilfeansatz erprobt, der statt pauschaler Finanzierung staatlicher Gesundheitssysteme auf direkte Hilfe für die Betroffenen setzt - Output-based Aid (OBA).
Gutschein-Systeme und Output Based Aid: neue Wege zur Finanzierung von medizinischer Versorgung in Entwicklungsländern. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern können die staatlichen Gesundheitssysteme die Versorgung der Bevölkerung nur äußerst mangelhaft und mit großen Lücken sicherstellen. Oft gelingt es nicht, die vordringlichsten Gesundheitsprobleme wie AIDS oder eine hohe Müttersterblichkeit adäquat zu behandeln. Vor allem leiden die armen Bevölkerungskreise in abgelegenen Regionen unter diesen Defiziten. Auch traditionelle Entwicklungshilfe, die "inputs" d.h. Klinikbauten oder Medikamente und Ausrüstung finanzierte, konnte daran nicht viel ändern.
Ein neuer Ansatz, in den von internationalen Geberorganisationen große Hoffnungen gesetzt werden, ist die sogenannte "Output Based Aid." Finanziert werden nach Inhalt und Qualität genau definierte Leistungspakete. Es ist ausdrücklich erwünscht, dass diese Leistungen im Sinne einer Private-Public-Partnership neben den staatlichen auch von privaten Einrichtungen erbracht werden. Bezahlt wird mit Gutscheinen, die über ein spezielles Distributionssystem den Betroffenen zugänglich gemacht werden. Solche Gutscheinsysteme haben viele Ähnlichkeiten mit dem früher in Deutschland gebräuchlichen Krankenscheinsystem, weshalb es nahe liegt, in Output Based Aid Projekten auf deutsches Know-how zurückzugreifen.
Neue Wege zur Finanzierung von medizinischer Versorgung in Entwicklungsländern
Das im Juni 2006 gestartete Projekt setzt das Gutscheinsystem für sichere Geburten (Reduzierung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit, Geburtsvor- und -nachsorge), zur Hilfe bei Opfern von sexueller Gewalt und für ein umfassendes Angebot von Maßnahmen der Familienplanung ein. Begonnen wurde in drei ländlichen Distrikten und zwei Slumgebieten in Nairobi. Zielgruppe sind ca. drei Millionen Menschen aus den ärmsten Bevölkerungsgruppen, die bisher kaum oder nur sehr schwer Zugang zu qualifizierten medizinischen Dienstleistungen haben.
Im Zeitraum Juni 2006 bis Mai 2007 wurden schon mehr als 38.000 Gutscheine verkauft, von denen bereits 15.000 zur Erstattung weitergereicht wurden. Ca. 70% der Gutscheine wurden für die Inanspruchnahme qualifizierter Geburtshilfe in Krankenhäusern eingelöst. Diese Geburten hätten ohne das Gutschein-System überwiegend zu Hause ohne professionelle medizinische Hilfe stattgefunden, weil sich viele Frauen einen Klinikaufenthalt nicht leisten können.
Das Konzept, so der Arzt und Gesundheitsexperte Dr. Claus-Peter Janisch, auf dessen Idee und Initiative dieses Projekt zurückgeht, wendet sich bewusst von der herkömmlichen Entwicklungshilfe ab, die fast immer nur staatliche Institutionen in den Empfängerländern zum Ziel hatte und bezieht gezielt private Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen (private Krankenhäuser, niedergelassene Hebammen und Krankenschwestern) mit ein. „Mit den Gutscheinen ist es für diese Menschen erstmals auch möglich, private Kliniken aufzusuchen, die häufig medizinische Dienstleistungen in besserer Qualität bieten und die ihrerseits ein Interesse daran haben, ihre geringe Bettenauslastung zu erhöhen. Die Einnahmen aus dem Gutscheinsystem stehen den Einrichtungen – egal ob staatlich oder privat – für Investitionen zur Verfügung, um die Qualität ihrer medizinischen Leistung zu steigern. In öffentlichen Krankenhäusern können überdies Versorgungsengpässe verringert werden“, so Dr. Janisch.
Anreizschaffung für eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Versorgung
Das Gutscheinsystem liefert so elementare Bausteine für den geplanten Aufbau einer umfassenden Sozialen Krankenversicherung in Kenia. Hierzu zählen neben Akkreditierung und Qualitätssicherung der behandelnden Einrichtungen die Entwicklung eines Vergütungs- und Abrechnungssystems, gleicher Zugang auch für die Ärmsten, Wahlfreiheit der Leistungsempfänger sowie Anbieterwettbewerb.
IGES hat, gefördert von der KfW Entwicklungsbank, für das Kenianische Entwicklungshilfeministerium das Gutscheinsystem konzipiert. Es schafft sowohl für private als auch für staatliche Anbieter Anreize, eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Versorgung anzubieten. Auch die Implementierung des Konzepts wird von IGES begleitet. Hierbei sind die Erfahrungen mit dem deutschen Gesundheitssystem sehr hilfreich, denn zahlreiche grundlegende Fragen der Organisation und Finanzierung der Gesundheitsversorgung sind hier wie dort identisch.