Bedingungen für effektive Disease Management Programme (DMPs)
Das von IGES erstellte Gutachten setzt sich kritisch auseinander mit den Auswirkungen der Verknüpfung von Disease-Management-Programmen (DMP) mit dem Risikostrukturausgleich (RSA).
Mit großen gesundheitspolitischen Hoffnungen und Vorschusslorbeeren sind im Jahr 2001 die gesetzlichen Grundlagen für die Verknüpfung so genannter Disease-Management-Programme (DMP) mit dem Risikostrukturausgleich (RSA) geschaffen worden: Die Versorgungsqualität sollte verbessert, die Wirtschaftlichkeit erhöht und die Zahlungsströme unter den Krankenkassen
auf eine andere, erweiterte Grundlage gestellt werden.
Nur Letzteres wird eintreten, wenn die zentralen Konstruktionsfehler heutiger DMP und ihrer Finanzierung nicht behoben werden. Das hier veröffentlichte Gutachten des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) macht deutlich, warum: Nur einige Typ-II-Diabetiker profitieren von Programmen, die aber besonders auf sie ausgerichtet sein müssen und dann mehr kosten als einsparen.
Die derzeitige Ausprägung steht für »Masse statt Klasse« – ein medizinischer und ökonomischer Fehler. Die Geldströme aus dem Finanzausgleich richten das Hauptinteresse der Krankenkassen darauf, möglichst viele Versicherten in die Programme einzuschreiben, statt darauf zu achten, dass es die richtigen Patienten sind – nämlich die, die voraussichtlich einen gesundheitlichen Nutzen davon haben und dann auch intensiv betreut werden.
Nur die gezielte Auswahl von Patienten bringt Vorteile
Das vorliegende IGES-Gutachten zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, das derzeitige Verfahren nach dem »Gießkannenprinzip« aufzugeben zu Gunsten zielorientierter Bemühungen und Anreize, damit tatsächlich Menschen und nicht länger Institutionen von strukturierten Behandlungsprogrammen profitieren.
Will man dem für die Patienten viel versprechenden Ansatz des Disease-Managements zum Erfolg verhelfen, ist eine Entkoppelung vom Risikostrukturausgleich unerlässlich. Das Gutachten zeigt hierzu wissenschaftlich fundierte Wege auf, die Eingang finden müssen in die ernsthafte politische Diskussion um die Reform des Risikostrukturausgleichs.