OECD-Vergleich: Deutschland beim Krankenstand im Mittelfeld
Beim Krankenstand liegt Deutschland im europäischen Vergleich im oberen Mittelfeld. Schlüssige Erklärungen für die länderspezifischen Unterschiede sind allerdings schwer zu finden. In Deutschland ging der Krankenstand 2024 im Vergleich zum Vorjahr nun geringfügig zurück.
Berlin, 28. Januar 2025 (IGES Institut) – Das geht aus Analysen des IGES Instituts für die DAK-Gesundheit hervor. Dafür wertete ein IGES-Expertenteam Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten aus. Zudem analysierte es Statistiken der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Zwei OECD-Untersuchungen flossen dabei ein: eine, die über die jährlichen, bezahlten Krankentage in den Ländern berichtet. Eine weitere, die zeigt, wie viel der wöchentlichen Arbeitszeit durch Krankheit anteilig verloren gehen.
Nach Anzahl der amtlich gemeldeten, bezahlten Krankheitstage im Jahr 2022 liegt Deutschland mit 24,9 Tagen auf den ersten Blick an der Spitze, gefolgt von Lettland mit 20,4 Tagen und Tschechien mit 19,2 Tagen. Im Mittelfeld sind Länder wie Belgien (15,5 Tage), Niederlande (15,0 Tage) oder Frankreich (14,2 Tage) zu finden.
OECD-Daten zum Krankenstand nur eingeschränkt vergleichbar
Die IGES-Experten weisen jedoch auf die kritisch zu bewertende Vergleichbarkeit dieser OECD-Daten hin, weil es in den Ländern unterschiedliche Meldeverfahren beim Arbeitsausfall gibt. So verwundert der hohe Wert für Deutschland nicht, da es durch das elektronische Meldeverfahren (eAU) eines der wenigen Länder mit Vollerhebung von Fehltagen ist. Zum anderen werden unbezahlten Fehltage, Karenztage, in einigen Ländern wie in Frankreich, Italien oder Spanien, nicht mitgezählt, was ebenso zu Unterschätzungen führt.
Besser geeignet für einen Ländervergleich ist hingegen eine zweite OECD-Statistik, die auf einer einheitlichen Länderbefragung mittels Fragebogen basiert. Der so genannte European Labour Force Survey (EU-LFS) ermittelt, wie viel der wöchentlichen Arbeitszeit durch Krankheit anteilig verloren gehen - allerdings nur einmal pro Jahr für eine ausgewählte Woche.
Deutschland im oberen Mittelfeld beim wöchentlichen Arbeitszeitverlust
Demnach liegt Deutschland mit einem Wert von 6,8 Prozent im oberen Mittelfeld. Ähnlich Werte weisen Belgien (6,7 Prozent), Schweden (6,6 Prozent) und Island (6,1 Prozent) auf, bezogen auf das Jahr 2023. Spitzenreiter ist Norwegen, das 10,7 Prozent der Wochenarbeitszeit aufgrund von Krankheit verliert. Die niedrigsten Werte haben Malta mit 1,6 Prozent, Bulgarien mit 0,6 Prozent sowie Griechenland mit 0,4 Prozent.
Entgeltfortzahlung kein Einflussfaktor beim Krankenstand
Auffällig ist, dass die Art der Entgeltfortzahlung den Arbeitszeitausfall nicht zu beeinflussen scheint: Beispiel Luxemburg: Das Land hat trotz eines wie in Deutschland großzügigen Systems mit einer 100-prozentigen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nur einen geringen Arbeitszeitausfall von 3,2 Prozent. Weitere Länder mit einer 100-prozentigen Lohnfortzahlung in der ersten Phase der krankheitsbedingten Abwesenheit sind Dänemark, Malta und Österreich. Auch diese Länder weisen bei der anteiligen Ausfallzeit sehr niedrige Werte auf. Hingegen kommt Slowenien, das nur eine eingeschränkte Lohnfortzahlung in den ersten Tagen aufweist, mit 9,2 Prozent auf einen höheren Wert als Deutschland.
Leichter Rückgang beim Krankenstand im Jahr 2024
Aktuell, so zeigen die Arbeitsunfähigkeitsdaten der DAK-Gesundheit, ist in Deutschland ein leichter Rückgang beim Krankenstand zu verzeichnen: Er lag 2024 mit 5,4 Prozent um 0,1 Prozentpunkte geringfügig niedriger als im Vorjahr. Das bedeutet, dass an jedem Tag durchschnittlich 54 von 1.000 Erwerbstätigen krankgeschrieben waren. Ursache sind vor allem deutliche Rückgänge bei den Fehltagen in Folge von Atemwegsbeschwerden (minus acht Prozent) und Muskel-Skeletterkrankungen (minus sechs Prozent). Hingegen nahmen Fehltage aufgrund psychischer Leiden um 5,7 Prozent zu.