Experte: gemeinsames Interesse für einen starken Gesundheitsmarkt entwickeln
Kostentreiber oder volkswirtschaftlicher Gewinnbringer – noch immer werden diese konträren Perspektiven auf die Gesundheitswirtschaft gegeneinander ausgespielt. Dies gilt es IGES-Experten zufolge zu überwinden. Denn nur so profitiert Deutschland stärker von den Wachstumspotenzialen seines Gesundheitsmarktes. Mehr Effizienz ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Berlin, 24. Oktober 2014 (IGES Institut) - Das Wachstum des Gesundheitsmarktes ist in den vergangenen Jahren zu Recht als positiv hervorgehoben worden. Die Interessen von Sozialversicherung und Wirtschaftspolitik seien aber gegeneinander abzuwägen, erläutert der IGES-Geschäftsführer, Karsten Neumann, in einem Beitrag der Zeitschrift „GesundheitsWirtschaft". Denn ein Ankurbeln der Gesundheitswirtschaft dürfe nicht zu Lasten der Versichertengemeinschaft und nicht auf Kosten anderer Wirtschaftsbereiche mit höherer Wertschöpfung gehen.
Von nicht-medizinischen Märkten lernen
Unproblematisch ist laut Neumann das Wachstum des Gesundheitsmarktes für den Export sowie im privat finanzierten Bereich von Gesundheitsleistungen. Anders jedoch der solidarisch finanzierte Kernbereich des Gesundheitswesens: Dort gehe es um Ausgaben der Gesellschaft, hinter denen kollektiven Konsumentscheidungen stehen. Diese könnten durchaus wachstumsfördernd sein können, sollten aber transparenter als heute getroffen werden, so Neumann. Zudem fehle diesem Gesundheitsmarkt vielfach noch der wettbewerbliche Effizienzdruck anderer, nicht medizinischer Märkte. Zur Steigerung der Effizienz sollten Verfahren aus anderen Wirtschaftsbereichen wie Standardisierung und Qualitätsmessung sowie der Einsatz von IT noch stärker übertragen werden.
In der ambulanten Versorgung effizienter werden
Vorbild könne der stationäre Bereich sein, meint Neumann. Die Einführung des DRG-Systems habe dort zu einer jährlichen Effizienzsteigerung von 1,5 bis zwei Prozent geführt, was maßgeblich zur gesamten Produktivitätssteigerung im Gesundheitswesen beiträgt. Diese ist mit ihren 0,7 Prozent aber immer noch nur halb so groß wie die der Gesamtwirtschaft mit einem jährlichen Plus von 1,5 Prozent. Daher müssten künftig auch andere Sektoren wie der ambulante Bereich effizienter werden. Dies fordere alleine schon der absehbare Fachkräftemangel.
Exportgüter vielfältiger gestalten
Mit Blick auf den Export von Gesundheitsprodukten rät Neumann, die Güter noch mehr zu diversifizieren. Bisher dominieren Pharma und Medizintechnik mit 50 bzw. 20 Prozent des gesundheitswirtschaftlichen Exports. Aber auch Produkte, Prozesse und Dienstleistungen zur Organisation des Gesundheitswesens, zur Abrechnung von Gesundheitsleistungen, zum Versorgungsmanagement sowie IT-Infrastrukturen seien erfolgversprechende Ausfuhrprodukte.