Studie: Mobilitätsalternativen auf dem Land stärker fördern
In Zeiten des demographischen Wandels auf dem Land älter und weniger mobil zu werden, blenden viele Menschen aus. 70 Prozent der heute 55- bis 64-jährigen Landbewohner glauben, dass sich ihre Mobilität zukünftig nicht ändern wird. Zugleich sind für sie neue Mobilitätsoptionen als Alternative zum eigenen Pkw noch immer ein Tabu. Das zeigt eines Studie des IGES Instituts im Auftrag des ADAC, für die 999 ältere, im ländlichen Raum lebende Menschen befragt wurden.
Berlin, 14. Oktober 2014 (IGES Institut) - Auch wenn derzeit auf dem Land rund 82 Prozent der 55- bis 64-Jährigen den eigenen Pkw nutzen, zeigen Daten, dass dies nicht so bleiben wird. So hat in der Altersgruppe der über 75-Jährigen nur noch knapp jeder zweite einen eigenen Wagen. Zudem besitzen allein lebende Ältere zu mehr als zwei Dritteln kein eigenes Auto. Außerdem gestehen viele der Befragten ein, sich vielleicht irgendwann aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr selbst hinter das Steuerrad setzen zu wollen.
Dennoch ignorieren derzeit die meisten der Studienteilnehmer neue Mobilitätsalternativen wie etwa Carsharing oder Rufbusse. 71 Prozent geben an, dass sie an keinem der Angebote interessiert seien, selbst dann nicht, wenn es in ihrem Wohnort verfügbar wäre.
Bus und Bahn auf dem Land zu unattraktiv
Aber auch der öffentliche Nahverkehr spielt nicht die wichtigste Rolle. Für die 55- bis 64-jährigen Befragten sind Bus und Bahn vor allem zu unflexibel. In der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen und der über 75-Jährigen ist die Mitnahme von Einkäufen und Gepäck das größte Problem.
Ein hoher Anteil der Befragten nutzt allerdings Pkw-Mitfahrten, dies jedoch in rund 85 Prozent der Fälle innerhalb der Familie. Vor allem mit Blick auf alleinlebende ältere Landbewohner ohne eigenen Pkw besteht in diesem Bereich ein großes Potenzial für kommerzielle Mitnahmeverkehre.
Paradigmenwechsel in der ÖPNV-Finanzierung prüfen
Vor dem Hintergrund der Befragungsergebnisse raten IGES-Experten, mehr über das Thema Mobilitätssicherung im ländlichen Raum aufzuklären. Außerdem sei es für ein gutes und akzeptables Bus- und Bahnangebot nötig, neue Finanzierungsmöglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs zu entwickeln. Dies könnten mehr Geld aus öffentlichen Mitteln an die Verkehrsunternehmen oder sogar die Bestellung bestimmter Verkehrsangebote durch die öffentliche Hand sein. Aber auch direkt durch die Nutzer finanzierte Angebote seien denkbar. Dies würde zwar einen Paradigmenwechsel bedeuten, könnte jedoch ineffizienten öffentlichen Verkehrssystemen entgegenwirken, so die Experten.
Die im Auftrag des ADAC erstellte Studie „Mobilitätsoptionen Älterer im ländlichen Raum“ liefert in ihrer Form erstmals Erkenntnisse über das Mobilitätsverhalten Älterer im ländlichen Raum. Einbezogen wurden Gemeinden mit einer Bewohnerdichte von maximal 150 Einwohnern je Quadratkilometer. Diese ländlichen Räume machen zwei Drittel der Fläche Deutschlands aus. Dort lebt im Verhältnis zur Gesamteinwohnerzahl knapp ein Fünftel der Bundesbürger.