Studie zeigt Mobilitätsstrategien für Ältere im Bundesland Brandenburg
Jeder dritte ältere Brandenburger glaubt, in Zukunft weniger mobil zu sein. Bundesweit sind es nur 13 Prozent. Experten zeigen regionale Strategien, um Senioren auch künftig Mobilität zu sichern.
Berlin, 5. April 2016 (IGES Institut) - In den ländlichen Räumen im Land Brandenburg leben rund 945.000 Menschen über 55 Jahre. Um deren aktuelle und zukünftige Mobilitätssituation zu untersuchen, hat das IGES Institut im Auftrag des ADAC rund 1.000 über 55-jährige Brandenburger befragt. Die Studienergebnisse stellte der IGES-Geschäftsführer Christoph Gipp im Rahmen der ADAC Expertenreihe „Mobilitätssicherung im ländlichen Raum“ in Potsdam vor.
Alternativen zum Auto schaffen
Danach gilt es vor allem, ausreichend Alternativen zum Auto schaffen sowie private und öffentliche Mobilitätsangebote besser zu verknüpfen. Denn die Befragten legen aktuell mehr als die Hälfte aller Wege im Alltag mit dem Pkw zurück. Sollten sie sich irgendwann unsicher fühlen, würden sie sich eigenen Angaben zufolge selbst nicht mehr hinter das Steuerrad setzen und wären daher auf andere Angebote angewiesen.
Um mobil zu bleiben, nutzen die befragten Älteren bereits oft das Mitfahren im Auto bei Bekannten oder Angehörigen. Vorhandene Mitnahmeangebote wie Mitfahrplattformen oder die organisierte oder spontane private Mitnahme von fremden Personen sind den meisten jedoch noch unbekannt. Hier gilt es, Berührungsängste abzubauen und Vertrauen in die Zuverlässigkeit neuer Mitnahmemobilität zu schaffen, so die IGES-Experten in der Studie.
Rufbus- oder Bürgerbus-Angebote ausbauen
Eine Chance bieten auch flexible ÖPNV-Angebote. So kennt jeder Dritte der befragten Brandenburger bereits heute Rufbus- oder Bürgerbus-Angebote. Jeder Fünfte könnte sich vorstellen, diese Option zu nutzen, wenn sie in seinem Ort verfügbar wäre.
Mehr als jeder Dritte der Befragten würde sein Fahrrad oder seinen Rollator in Bus und Bahn mitnehmen. Ziel sei es daher, zukünftig den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) barrierefreier zu gestalten und ihn mit dem Radverkehr zu verknüpfen, heißt es in der Studie.
Fahrrad bleibt beliebtes Verkehrsmittel
Ältere in Brandenburg sind zudem gegenüber der Fahrradnutzung sehr aufgeschlossen. Fast jeder Zehnte steigt dabei bereits auf ein Elektrofahrrad. Die Radinfrastruktur zu erhalten und verkehrssicher auszubauen, sehen die IGES-Experten daher als ein weiteres wichtiges Ziel.
Zudem zeigen sie eine hohe Internetaffinität: Mehr als jeder Zweite nutzt einen Internetanschluss, rund 28 Prozent ein Smartphone. Dies eröffnet die Chance, Mobilitätsplattformen gemäß den Ansprüchen der Älteren nachfragegerecht und konzentriert zu entwickeln.
Rund 32 Prozent der Befragten glauben, in Zukunft weniger mobil zu sein. Bundesweit sind es nur 13 Prozent. Dieser möglicherweise pessimistischeren Einstellung gilt es entgegenzuwirken. Daher raten die IGES-Experten, für das Land Brandenburg eine landesspezifische Strategien und eigenes Image zum Thema „Mobilitätssicherung“ zu entwickeln.
Fortschreibung einer bundesweiten Studie
Die brandenburgische Studie knüpft an eine im Jahr 2014 veröffentlichte bundesweite Studie „Mobilitätsoptionen Älterer im ländlichen Raum“ an, die ebenfalls im Auftrag des ADAC entstand. Sie soll die gesamtdeutsche Studie regional vertiefen. Aufgrund der deutschlandweiten Daten können die Stichprobengröße für das Land Brandenburg deutlich erhöht und einzelne spezifische Schwerpunkte ergänzend untersucht werden.
Informationen zur gesamtdeutschen Studie finden Sie hier:
www.iges.com/laendlicher-raum