Gäste-Tickets stärken Kommunen
Touristische Gästekarten für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) werden immer beliebter. Möglichkeiten für ein derartiges Vorhaben in Brandenburg haben Experten des IGES Instituts erarbeitet. Nötig sind dort vor allem kommunalrechtliche Anpassungen.
Berlin, 22. November 2017 (IGES Institut) -Bundesweit gibt es inzwischen zahlreiche Gäste-Tickets verschiedenster Art, mit denen Touristen und sonstige Besucher bestimmter Regionen vergünstigt oder kostenlos den ÖPNV nutzen können oder auch Sonderkonditionen für Sehenswürdigkeiten erhalten. Ziel von Gäste-Tickets ist es meist, den auch durch Touristen verursachten Autoverkehr zu reduzieren, Tourismus generell und damit zusätzliche Einnahmen zu fördern oder touristisch attraktive Angebote und Orte besser zu vernetzen. Es gibt unterschiedliche Finanzierungsmodelle, meist über Einnahmen aus Kurtaxen oder durch Abgaben in Form einer Fremdenverkehrsabgabe.
Als erfolgreiches Vorbild für das Vorhaben in Brandenburg, konkret im Wirtschaftsraum Spreewald, haben die IGES-Experten die so genannte Konus-Karte im Schwarzwald in Baden-Württemberg ausgemacht. Sie ermöglicht Touristen Gratisfahrten im ÖPNV von Karlsruhe bis Basel und hat 140 Gemeinden – auch nicht Kur- und Erholungsorte - zusammengebracht. Einer Untersuchung zufolge nutzt fast jeder zweite Schwarzwaldurlauber das Angebot. Die finanziellen Mittel stammen aus einem Gästebeitrag, den etwa Hotels erheben, und von den Kommunen.
Touristen schätzen mobilen Mehrwert
Ein derartiges Umlagemodell schlagen die IGES-Experten auch für das brandenburgische Vorhaben vor. Allerdings ist es dafür nötig, das Kommunalabgabengesetz zu ändern, um Mittel für diesen Zweck einsetzen zu können.
Auf der Konferenz „Nahverkehr und Tourismus im Land Brandenburg“ im November in Potsdam stellte Christoph Gipp, Geschäftsführer am IGES Institut, das Gästekarten-Konzept vor. Veranstalter waren das brandenburgische Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Industrie- und Handelskammern (IHK) Land Brandenburg, der VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg sowie die TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Ein derartiges gemeindeübergreifendes Mobilitätsangebot verbessere laut Gipp die Position im touristischen Wettbewerb, stärkt den ÖPNV und ist somit zudem ein indirekter Beitrag kommunaler Daseinsvorsorge, finanziert durch den Fremdenverkehr. Touristen würden derartige Abgaben zunehmend akzeptieren, da sie den Mehrwert für sich schätzen, so Gipp. Zudem unterstützten zahlreiche politische und touristische Akteure sowie Verkehrsunternehmen das Konzept.
Zusammenarbeit der Kommunen fördern
Das Vorhaben „Gästeticket für den Wirtschaftsraum Spreewald“ ist Teil des vom Bund geförderten Projekts „Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe“ der Energieregion Lausitz-Spreewald. Ziel ist es, die Zusammenarbeit der Kommunen in verschiedensten Bereichen zu fördern. In der Region Spreewald soll im Rahmen des Projektes eine neue Mobilitätsstrategie entwickelt werden, um die kommunale Daseinsvorsorge, Tourismus und auch die Attraktivität der Region für Fachkräfte zu stärken.