Gesundheitsmobilität auf dem Land: Patientenbus startet in Brandenburg
Zur Sicherung der gesundheitlichen Versorgung auf dem Land gehen Gemeinden und Kommunen immer häufiger neue Wege. In Brandenburg startet nun ein Patientenfahrservice, bundesweit eines der ersten Angebote dieser Art. Er soll Menschen von zu Hause aus zu Gesundheitseinrichtungen bringen. Das IGES Institut hat das vom Bund geförderte Pilotvorhaben entwickelt und begleitet die Testphase.
Berlin, 6. Januar 2020 (IGES Institut) - Von dem sogenannten „PatMobilBarnim“ sollen Menschen der Gemeinde Schorfheide im Landkreis Barnim profitieren, einer flächenmäßig sehr großen aber gleichzeitig dünn besiedelten Region in Brandenburg. Der Kleinbus holt Interessenten von der Haustür ab und bringt sie zu Arztpraxen im Gemeindegebiet oder zur Klink in der Kreisstadt Eberswalde. Die Fahrt ist lediglich einen Werktag vorab telefonisch anzumelden. Der Fahrpreis orientiert sich an den Zuzahlungen, die Patienten in der Regel auch bei ärztlich verordneten Krankenfahren zu übernehmen haben. Zu Tagesrandzeiten fungiert das eingesetzte Fahrzeug zudem noch als flexibler Fahrservice und unterstützt somit den ÖPNV.
Machbarkeitsstudie belegt Bedarf
Im Projekt des Landkreises Barnim hat das IGES-Team zunächst eine Machbarkeitsprüfung für Möglichkeiten der verbesserten Erreichbarkeit der Gesundheitsversorgung erarbeitet. Dabei wurde die Versorgungssituation analysiert, die Häufigkeit von Arztbesuchen in der Region abgeschätzt sowie Geschäftsmodelle, Betreiber- und Finanzierungsoptionen für Patientenfahrservices geprüft. Die Prüfung fiel positiv aus.
Einbezug weiterer Mobilitätspartner möglich
Für die Pilotphase im Jahr 2020 stehen die IGES-Experten ebenfalls zur Seite, um das Projekt im laufenden Betrieb kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu evaluieren: etwa, ob es angenommen wird und sich finanziell rechnet. Bewährt es sich, ist eine Ausweitung auf den gesamten Landkreis geplant. Auch weitere Partner etwa aus dem Bereich Taxi- oder Mietwagen oder ein online-Buchungssystem könnten einbezogen werden.
Hilfe in Zeiten von Arztmangel auf dem Land
Angebote, um Menschen ohne eigenes Auto oder Fahrerlaubnis zu medizinischen Einrichtungen zu bringen, existieren bundesweit bisher nur in ersten Ansätzen. Das Pilotprojekt des Landkreises Barnim ist eines der ersten dieser Art in ländlichen Räumen. Es soll helfen, vor allem älteren oder mobilitätseingeschränkten Menschen trotz Arztmangels auf dem Land und eingeschränkten ÖPNV-Angebots leichten Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
Pilotprojekt im Rahmen von MORO
Bei dem Vorhaben handelt es sich um ein Pilotprojekt im Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) aus dem Aktionsprogramm „Lebendige Regionen –Aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe“. Es wird aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gefördert. Der Bund will damit innovative Lösungsansätze in der Raum- und Regionalplanung fördern, um ländliche Regionen attraktiv zu halten. Experten des IGES Instituts begleiten und entwickeln bundesweit verschiedenste Projekte dieser Art.