Blaupause für Mobilitätsstationen: frühzeitig verschiedene Akteure einbeziehen
Immer mehr Städte und Gemeinden installieren Mobilitätsstationen. Herausforderung dabei ist es, bereits in der Planungsphase die wesentlichen Leistungen der Stationen und Betreiber festzulegen. Verkehrsexperten empfehlen daher einen integrierten Planungs- und Koordinierungsansatz und so früh wie möglich die verschiedenen Akteure einzubinden.
Berlin, 03. Juli 2023 (IGES Institut) - Das geht aus einem Konzept für neue Mobilitätsstationen in Wolfsburg hervor, das Fachleute des IGES Instituts im Auftrag der Stadt Wolfsburg im Rahmen des Förderprojektes „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministeriums des Innern und für Heimat entwickelt haben. Das Konzept bietet nicht nur spezifische Handlungsempfehlungen für Wolfsburg, sondern kann auch als Blaupause für Mobilitätsstationen in anderen Regionen dienen. Es enthält generelle, praxistaugliche Empfehlungen für die Planung und den Betrieb von Mobilitätsstationen wie etwa Übersichten zu den verschiedenen Betreibermodellen.
Vorteile kommunaler Planung bei Mobilitätsstationen nutzen
Demzufolge übernehmen derzeit vor allem kommunale Verkehrsunternehmen oder Städte und Kommunen die federführende Rolle bei der Planung und dem Betrieb von Mobilitätsstationen. Vorteil bei einer kommunalen Planung ist es unter anderem, dass Fördermittel akquiriert werden und städtebauliche Aspekte wie etwa Sondernutzungsgenehmigungen oder das Ausweisen von Carsharing-Stellplätzen besser berücksichtigt werden können.
Privatunternehmen für den Betrieb einer Mobilitätsstation einbeziehen
Denkbar sind aber auch private Trägerschaften etwa durch Energieversorgungsunternehmen oder Immobilieninvestoren, wobei dafür bundesweit bisher kaum Vorbilder existieren, heißt es in dem Konzept. Vor allem aber beim Betrieb einer Station und bei den Mobilitätsangeboten ist es gut möglich, private Anbieter einzubeziehen: beispielsweise Privatunternehmen wie Hersteller von Stadtmöbeln, Haltestellen- oder Parkhausbetreiber, Anbieter von Carsharing, E-Bikes oder Taxiunternehmen. Wichtig ist es, dabei auf entsprechende Vergabeverfahren zu achten, raten die IGES-Autoren.
Auch das Thema Finanzierung von Mobilitätsstationen adressiert das Konzept. Größter Kostenblock ist meist der Bau der Station. Je nach Aufwand wie baulicher Bedarf oder Kaufbedarf von Flächen und je nach Ausgestaltung der Stationen können sich die Kosten zwischen einem niedrigen fünfstelligen bis zu einem siebenstelligen Betrag bewegen. Daher empfehlen die IGES-Mobilitätsexperten, sich frühzeitig nach Fördermöglichkeiten zu erkundigen.
Zusätzliche Einnahmequellen für den Stationsbetrieb generieren
Zur Finanzierung des Betriebes bieten verschiedene Erlösquellen die Möglichkeit einer Teilfinanzierung. Beispielsweise können Einnahmen aus Verpachtung und Vermietung an Handel und Gewerbe sowie aus dem Vermieten von Werbeflächen erzielt werden. Dennoch können weiterhin öffentliche Mittel für die Finanzierung sowohl beim Bau als auch beim Betrieb notwendig sein. Idealerweise lassen sich die laufenden Kosten des Betriebes einer Mobilitätsstation durch die Nutzungsentgelte der Mobilitätsangebote finanzieren. Die IGES-Experten weisen darauf hin, dass für einen erfolgreichen Betrieb von Mobilitätsstationen das Engagement des Betreibers sowie die Unterstützung durch die Kommunalpolitik wesentliche Erfolgsfaktoren sind.
Die IGES-Autoren raten zudem, auch am Stadtrand ein Netz von Mobilitätsstationen zu entwickeln. Diese sollten sowohl die Flexibilität und Zuverlässigkeit eines privaten Pkw bieten, die Mobilitätsrealität der Stationsnutzer abbilden und insbesondere Versorgungseinrichtungen und Mobilitätsknotenpunkten erreichbar machen. Eine Matrix für Mobilitätsstationen in städtischen Randlagen hatte das IGES Institut zuvor bereits im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz entwickelt.
Das Konzept für die Stadt Wolfsburg sowie die abgeleiteten allgemeinen Handlungsempfehlungen für erfolgreiche Mobilitätsstationen fußen auf Literaturrecherchen, Interviews mit ausgewählten Kommunen mit bereits bestehenden Mobilitätsstationen sowie auf Workshops mit relevanten Akteuren in diesem Bereich.