Experten: Mobilität an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten
Brandenburg kann zu einem Vorreiter für zukunftsfähige ländliche Mobilität werden. Dies zeigen die verschiedensten Initiativen vor allem in abgelegenen Regionen des Landes. Es bedarf jedoch weiterhin der Anstrengungen aller, diese Ideen zu fördern, optimal zu vernetzen und somit langfristig zu sichern.
Seddiner See, 27. Oktober 2017 (IGES Institut) – Das ist ein Fazit einer Fachveranstaltung des Forums ländlicher Raum – Netzwerk Brandenburg in Kooperation mit dem IGES Institut und der deutschen Vernetzungsstelle Ländlicher Raum (dvs). Bei der Expertenrunde am Vorabend ging der Blick zunächst in Richtung der Landespolitik mit der Brandenburger Mobilitätsstrategie 2030 und dem jüngst veröffentlichten Entwurf zum Landesnahverkehrsplan. Diesen begrüßten die Fachleute als wichtige Grundlage für eine zufriedenstellende Mobilität auf dem Land. Es seien aber weiterhin kreative Lösungen für die Fläche nötig.
Schlüssel zum Erfolg in den peripheren ländlichen Regionen sind den Experten zufolge vielfältige und transparente Angebote, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. „Das System kann nur insgesamt funktionieren. Oft sind es kleine Lösungen vor Ort, die helfen“, sagte Egbert Neumann, Abteilungsleiter Verkehr im Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg
„Der ländliche Raum ist vielschichtig, wir müssen an alle Menschen denken, an Schüler, Auszubildende oder Berufspendler und Senioren“, erläuterte der Geschäftsführer des IGES Instituts, Christoph Gipp. Anke Schwarzenberg (Linke), Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft der ländlichen Regionen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels“ im Brandenburger Landtag betonte, dass kein Dorf aufgegeben werden dürfe, um die ländliche Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe aller zu sichern.
Dr. Melanie Herget, Umweltwissenschaftlerin am Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) sieht neue planerische Aufgaben: „Wir werden uns in den kommenden Jahren vom Gießkannenprinzip bei der Mobilitätssicherung verabschieden müssen und mehr dezentral planen.“
Grit Klug, Erste Beigeordnete im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, hob die vielen, oft kreativen Eigenlösungen vor Ort vor. Diese könnten nur entstehen, wenn alle miteinander sprechen und dabei auch offen Grenzen der Machbarkeit benennen. Als Beispiel nannte Hans J. Hennig, Geschäftsführer der regiobus Potsdam Mittelmark GmbH, die Schulverkehre, bei denen sich Kommunen und Schulen mit den Verkehrsunternehmen besser abstimmen könnten.
Oft seien es jedoch bürokratische und gesetzliche Vorgaben etwa für die Ausstattung öffentlicher Verkehrsmittel, die neue Ideen wie innovative Mitfahrkonzepte behinderten, so die Diskussionsteilnehmer. „Kleine gesetzliche Änderungen können oft viel Neues möglich machen“, sagte Gipp.
Ziel der Veranstaltung „Erfolgsfaktoren für Mobilität auf dem Land“ war es, ein Resümee bisheriger Erkenntnisse ländlicher Mobilität zu ziehen und nach Erfolgsfaktoren zu fragen. „Regionale Initiativen und Modellprojekte zu ländlicher Mobilität beziehen nicht immer die Ergebnisse abgeschlossener Vorhaben und Studien mit ein. Es gibt viele unterschiedliche Ansätze. Die Frage ist, was die Regionen tun können, um angepasste Lösungen vor Ort zu finden und gleichzeitig die Verkehrsangebote mit den benachbarten Landkreisen und auf die Landespolitik abzustimmen“, erläutert Dorothea Angel vom Forum.
An dem Treffen in der Heimvolkshochschule am Seddiner See nahmen rund 50 Fachleute aus Politik, Verwaltung und Kommunen sowie Vertreter von Verkehrsdienstleistern aus Brandenburg und dem Bundesgebiet teil.