Prognose: Am Ende des Teil-Lockdowns bestenfalls noch immer 7.500 neue Corona-Fälle täglich
Aufklärungsquote der Gesundheitsämter Ende November maximal bei 50 Prozent - Fallzahlen sinken frühestens ab morgen (11. November)
Berlin, 10. November 2020 (IGES Institut) - Die Corona-Infektionszahlen werden am derzeit geplanten Ende des Teil-Lockdowns noch immer enorm hoch sein. Sie werden sich Ende November bestenfalls auf 7.500 Neuinfektionen pro Tag belaufen. Das ist zwar mehr als eine Halbierung der Fallzahlen von Beginn der verschärften Corona-Maßnahmen. Dennoch liegt das Niveau damit immer noch um rund 50 Prozent höher als zu Hochzeiten der ersten Welle mit rund 5.000 Neufällen täglich.
Das zeigt eine Modellierung des IGES Pandemie Monitor (www.iges.com/teillockdown) auf Basis von Daten aus den Lageberichten des Robert Koch-Instituts (RKI), bei der jeweils die tägliche Steigerung gegenüber der Vorwoche berücksichtigt wurde. Dies erfolgte unter der Annahme, dass der aktuelle Lockdown wie der vorausgegangene wirkt. Es handelt sich daher um eine optimistische Prognose, da die derzeitigen Maßnahmen weniger stark in das öffentliche und private Leben eingreifen als Ende März. Realistischer erscheinen daher Fallzahlen um die 10.000 zum Ende des Monats.
Der prognostizierte Rückgang der Fallzahlen wird nicht ausreichen, die Rückverfolgung von Infektionen in den Griff zu bekommen. Derzeit liegt die Aufklärungsquote der Gesundheitsämter bei etwa einem Drittel. Selbst bei einem Rückgang auf 7.500 Neuinfektionen täglich kann unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen der Ämter nur eine bundesweit durchschnittliche Aufklärungsquote von 50 Prozent erreicht werden. Die Bundeskanzlerin hatte in der Videokonferenz vom 28. Oktober umgerechnet 6.000 Fälle am Tag als nachverfolgbar bezeichnet.
„Damit die Situation in den kommenden Monaten nicht weiter eskaliert, sind weitere Corona-Maßnahmen unumgänglich“, sagt IGES-Leiter Professor Ber-tram Häussler. Vor allem zielgruppenspezifische Maßnahmen wie die von dem Virologen Prof. Christian Drosten empfohlene Clusterstrategie sollten dabei zum Einsatz kommen.
Verläuft der aktuelle Lockdown analog wie der erste, gehen die Fallzahlen frühestens ab morgen (11. November) zurück. Die Zahlen der Neuinfektionen lagen am Montag und am Dienstag bei rund 18.100 gegenüber den Werten der Vorwoche.
Der Pandemie Monitor ist ein vom Berliner IGES Instituts veröffentlichtes Informationsangebot, das differenzierte Analysen rund um das Infektionsgeschehen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zeigt. Ziel ist es, mehr Orientierung in der Corona-Krise zu geben. www.iges.com/corona
Über das IGES Institut: Forschen – Entwickeln – Beraten für Infrastruktur und Gesundheit
Das IGES Institut wurde 1980 als unabhängiges Institut gegründet. Seither wurde in über 2.000 Projekten zu Fragen des Zugangs zur Versorgung, ihrer Qualität, der Finanzierung sowie der Gestaltung des Wettbewerbs im Bereich der Gesundheit gearbeitet. In jüngerer Zeit wurde das Spektrum auf weitere Gebiete der öffentlichen Daseinsvorsorge ausgeweitet: Mobilität und Bildung. Das IGES Institut gründet seine Arbeit auf hohe Sach- und Methodenkompetenz und bietet in allen Arbeitsgebieten einen breiten Zugang zu eigenen und zu Datenquellen anderer Institutionen.
