Welt-HPV-Tag: Studie zeigt noch immer große Wissenslücken bei Eltern
Eltern wissen noch immer zu wenig über humane Papillomviren (HPV) und die HPV-Impfung. So verortet ein Viertel die Impfung einzig als Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs. Nur etwa jedes zehnte Elternteil kennt weitere durch HP-Viren ausgelöste und vermeidbare Krebsarten wie Krebs im Mund- und Rachenraum oder Analkrebs. Ferner wissen nur 30 Prozent der Eltern, dass HP-Viren Genitalwarzen verursachen. Maßgeblich für eine Impfentscheidung auch bei wenig informierten Eltern ist vor allem die Ansprache durch Ärztinnen und Ärzte. Allerdings ist der Impferfolg oft gefährdet, weil Folgeimpfungen ausbleiben. Experten raten daher, die Aufklärung über HPV zu verstärken und digital an Impftermine zu erinnern.
Berlin, 4. März 2022 (IGES Institut) – Das ist das Ergebnis einer Studie des IGES Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Dafür hatte ein Wissenschaftlerteam eine repräsentative Gruppe von 1.564 Eltern mit Kindern im Alter von neun bis 14 Jahren befragt *. Auch 300 Ärztinnen und Ärzte wurden einbezogen. Hintergrund sind die noch immer geringen HPV-Impfquoten. Die Impfempfehlung für Mädchen besteht seit März 2007. Im Jahr 2018 waren nach Angaben des Robert Koch-Instituts nur 51,1 Prozent der jungen Frauen im Alter von 18 Jahren vollständig gegen HPV geimpft. Für Jungen wird die Impfung erst seit Mitte 2018 empfohlen. Demzufolge ist die Impfquote dort derzeit noch sehr gering.
Geringes Wissen über HPV-Krebsarten bei Jungen
Die geringe Risikowahrnehmung für die verschiedenen anderen Krebsarten ist ein entscheidender Grund für die geringe Impfquote bei Jungen. Fast ein Fünftel der Eltern, die Söhne haben und bisher noch keine Impfung geplant haben, denkt, dass Jungen nicht von HPV-Krebs betroffen sind.
Generell mangelt es bei allen Eltern ohne bisherige Impfplanung an Vertrauen in die Impfung: Ein Viertel sorgt sich um mögliche schwere Nebenwirklungen. Mangelnde Informationen dazu ist auch die zweithäufigste genannte Kritik an Aufklärungsmaterialien. Am meisten fehlen Eltern jedoch Angaben zur Zuverlässigkeit der Impfung.
Unklar ist auch der Impfzeitpunkt für die HPV-Impfung
Unklar ist vielen Eltern zudem der Impfzeitpunkt: Ein Viertel bis ein Drittel kennen nicht das empfohlene Impfalter neun bis 14 Jahre. Das birgt die Gefahr, dass der Impfbeginn verschleppt wird, was zu Lasten der Wirksamkeit gehen kann. Außerdem steigt der Impfaufwand, da im späteren Lebensalter drei statt zwei Impfungen nötig sind.
Die Befragung zeigt die wichtige Rolle der Ärzteschaft für das Impfen. Bei mehr als 70 Prozent der Eltern haben Ärztinnen und Ärzte, vor allem Kinderärzte, die HPV-Impfung initiiert. Ein Viertel berichtete aber auch, selbst die Impfung angesprochen zu haben. Bei mehr als der Hälfte fanden diese Gespräche im Rahmen der U- und J-Untersuchungen statt.
Mehr digitales Terminmanagement und digitale Impfkalender einsetzen
Problematisch ist, dass nach dem Start der Impfung bei 14 Prozent der Jungen und bei 17 Prozent der Mädchen keine Folgetermine vereinbart werden, was zu Impfserienabbrüchen führen kann. Eltern sowie Ärztinnen und Ärzte halten daher systematische und auch digital unterstützte Terminerinnerungen für ein wirksames Mittel, um Impferfolge zu sichern. Potenzial sehen sie auch in digitalen Impfpässen, die zielgenau an Impfungen erinnern und aufklären können.
Vor allem die Informationsvermittlung durch Ärzteschaft, aber auch Krankenkassen und Schulen ist nach Ansicht der Hälfte der Eltern am besten geeignet, die Impfquoten zu erhöhen.
Die IGES-Experten raten zudem, dass zukünftig Informationskampagnen für Eltern und Jugendliche vor allem über die verschiedenen HPV-assoziierten Krebsarten sowie über die Vorteile der frühen Impfung aufklären sollten. Ärztinnen und Ärzte halten zudem analoge Aktivitäten wie Plakatkampagnen, möglicherweise mit begleitenden Online-Aktivitäten, für sehr wirksam, um die Wahrnehmung von HPV zu schärfen.
* Die Befragung erfolgte im September 2020.
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