DAK-Gesundheitsreport 2010: Fokusthema Schlafstörungen
Nahezu jeder zweite Berufstätige klagt über Schlafprobleme. Stress, Schicht- und Abendarbeit stören den Schlaf besonders häufig. Etwa 10 Prozent leiden unter hochgradigen Schlafproblemen. Chronisch nicht erholsamer Schlaf beeinträchtigt auch die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz und zieht in besonders schweren Fällen Fehltage nach sich. Der Gesundheitsreport 2010, den das IGES Institut für die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) erstellt hat, dokumentiert die Ergebnisse.
Berlin, 09. Februar 2010 (IGES Institut) - Auch im Krisenjahr 2009 hält sich der Krankenstand auf einem geringen Niveau. 3,4 Prozent betrug der Krankenstand (2008: 3,3 Prozent). Im Schnitt war jeder Beschäftigte der bei der DAK versichert ist, 12,4 arbeitsunfähig (2008: 11,9 Tage). Auffällig ist, dass saisonal gehäufte Atemwegserkrankungen 2009 den Krankenstand am deutlichsten beeinflussten. Gegenüber dem Vorjahr zeigt sich hier ein Anstieg der Fehltage von knapp 20 Prozent. 2009 machen sie knapp ein Fünftel aller Krankheitstage (19 Prozent) aus.
Dennoch: Die prominenteste Rolle im Krankheitsgeschehen spielen wiederholt Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (21 Prozent). An dritter Stelle der wichtigsten Krankheitsarten stehen mit rund 14 Prozent die Verletzungen. Psychische Erkrankungen sind die viertgrößte Krankheitsart. Annähernd 11 Prozent des Krankenstandes gingen auf psychische Erkrankungen zurück.
Für den Gesundheitsreport hat das IGES Instituts die Krankschreibungen von 2,5 Millionen erwerbstätigen Mitgliedern der DAK ausgewertet.
Studienschwerpunkt Schlafstörungen
Beschwerden wie "Schlecht geschlafen", "kann nicht einschlafen" sind bei Berufstätigen weit verbreitet. Nach der DAK-Bevölkerungsbefragung ist nahezu jeder Zweite betroffen. Das heißt aber nicht, dass sich alle Betroffenen deshalb ärztlich behandeln lassen müssen. Einer medizinischen Abklärung bedürfen Schlafprobleme hingegen, wenn sie länger als einen Monat dauern, in diesem Zeitraum dreimal oder häufiger die Woche auftreten und zudem sich störend auf Tagesaktivitäten wie z.B. den Beruf auswirken. Demnach haben fast 10 Prozent hochgradige Schlafprobleme. Mittelgradige und geringe Schlafprobleme zeigen sich bei 14 bzw. 23 Prozent. Dies ergab eine repräsentative Befragung der DAK bei rund 3.000 Arbeitnehmern im Alter von 35 bis 65 Jahren, die von IGES Institut entwickelt wurde.
Zudem hat IGES Institut im Auftrag der DAK namhafte Experten aus Wissenschaft und Praxis um Einschätzungen über das Ausmaß von Schlafstörungen, mögliche Auswirkungen in der Arbeitswelt sowie Defizite in der medizinischen Versorgung befragt. Ergänzend wurden zudem Daten der DAK aus den Bereichen ambulante ärztliche Diagnosen, Arzneiverordnungen und Arbeitsunfähigkeiten analysiert.
Schlafstörungen ─ ein unterschätztes Problem?
Insbesondere bei hochgradigen Schlafprobleme wäre es plausibel zu erwarten, dass sich ein nennenswerter Anteil wegen der Beschwerden in ärztlicher Behandlung befindet, dieser Annahme widersprechen jedoch die Ergebnisse der Auswertung der ambulanten Behandlungsdaten sowie die Ergebnisse der DAK-Bevölkerungsbefragung: Weniger als jeder Fünfte (17 Prozent) mit hochgradigen Schlafproblemen ist nach eigener Auskunft aktuell oder öfters in ärztlicher Behandlung. 3,4 Prozent der erwerbstätigen DAK-Versicherten erhalten im Laufe eines Jahres eine Schlafstörungs-Diagnose.
Nach Einschätzung der Experten fehlt es in der Allgemeinbevölkerung an Bewusstsein dafür, dass chronisch schlechter Schlaf eine ernstzunehmende Gesundheitsbeeinträchtigung darstellen kann. Des Weiteren ist die Tendenz zu beobachten, dass Betroffene, u.a. längerfristig freiverkäufliche Schlafmittel einnehmen. In der ärztlichen Praxis selbst ist es nicht auszuschließen, dass Betroffene den Arzt über ihre Schlafstörungen absichtlich nicht unterrichten. Auch ist es nicht die Regel, dass Ärzte danach fragen. In Folge dessen wird die Behandlungsrelevanz von schweren Schlafproblemen in der Praxis häufiger übersehen sowie damit verbunden auch eine exakte Diagnosestellung und gezielte Therapie versäumt wird.
Behandlung von Schlafstörungen
Bei schweren Fällen von Ein- und Durchschlafstörungen sind neben verhaltensmedizinischen Maßnahmen verschreibungspflichtige Medikamente ein wichtiger Therapiebaustein. Die Experten weisen darauf hin, dass diese jedoch häufiger nicht sachgemäß verordnet werden. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Verordnungsanalysen. Je älter die Patienten sind, umso länger verschreiben die Ärzte ihnen Schlafmittel und setzen sich über die empfohlene kurze Dauer von vier Wochen hinweg. Eine vermehrte schlafmedizinische Qualifikation von Haus- und Fachärzten kann Schlafmittelabhängigkeiten vorbeugen.
Wie gehen Betroffene mit Schlafproblemen um?
Je hochgradiger die Schlafprobleme und der damit einhergehende Leidensdruck, desto mehr bemühen sich Betroffene zunächst einmal selbst um eine Behebung des Schlafmangels. Insgesamt 86 Prozent aller Betroffenen haben bereits Maßnahmen wegen der eigenen Schlafprobleme ergriffen. Mehr als jeder Zweite achtet auf regelmäßige Zu-Bett-Geh- und Auswachzeiten. Einer von Fünf schränkt seine im Bett verbrachte Zeit bewusst ein. Rund 15 Prozent verzichten auf Fernsehen direkt vor dem Schlafen.
Derartige Regeln der Schlafhygiene sind Grundlage nicht medikamentöser Therapien. Sie gelten für Jedermann und neben der Prävention von Schlafstörungen können sie auch wieder einen erholsamen Schlaf herbeiführen. Neben der Aufklärung der Bevölkerung weisen die Experten darauf hin, dass speziell längerfristigen verhaltensmedizinischen Maßnahmen seitens der Ärzte als auch Betroffenen mehr Akzeptanz entgegengebracht werden sollte.