Versorgungsatlas Schmerz: wie Schmerzpatienten unter Alltagsbedingungen versorgt werden
Sekundärdatenanalysen zur Versorgung von Schmerzpatienten in neun Schmerztypen auf der Basis von Routineabrechnungsdaten der DAK und der AOK Niedersachsen
In einem Kooperationsprojekt mit der DAK, der AOK Niedersachsen und der Grünenthal GmbH analysiert IGES die Versorgung von Schmerzpatienten unter Alltagsbedingungen. Ein Beirat aus namhaften Experten aus dem Bereich der Schmerztherapie begleitet dieses mehrjährige Versorgungsforschungsprojekt.
Berlin, 16. Februar 2011 (IGES Institut) - Schmerzen gehören zu den großen Gesundheitsproblemen, die häufig nicht adäquat behandelt werden und mit hohen direkten und indirekten Kosten für Betroffene, Krankenversicherungen, andere Sozialversicherungsträger und die Volkswirtschaft verbunden sind. Daten, die diese Einschätzung belegen könnten, sind gemessen an der Bedeutung des Gesundheitsproblems Schmerz jedoch Mangelware.
Sekundärdatenanalysen zur Versorgung von Schmerzpatienten in neun Schmerztypen auf der Basis von Routineabrechnungsdaten der DAK und der AOK Niedersachsen
Routineabrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenkassen können eine ergiebige Quelle für die Analyse der Versorgung von Schmerzpatienten unter Alltagsbedingungen bieten. Sie ermöglichen beispielsweise die Analyse ambulanter Verordnungs-, Diagnose- und Behandlungsdaten über den in der Regel mehrjährigen Versicherungszeitraum hinweg. Zur Nutzbarmachung dieser Potenziale wurde auf Initiative der Firma Grünenthal gemeinsam mit dem IGES Institut und zwei teilnehmenden gesetzlichen Krankenkassen das Kooperationsprojekt „Versorgungsatlas Schmerz“ ins Leben gerufen.
Voraussetzung für Routinedatenanalysen zu Schmerzpatienten war dabei zunächst eine Identifikation und Selektion von Versicherten, die an Schmerzen leiden. Anhand von einzelnen „Schmerz-Diagnosen“ war dies allerdings nur unzureichend möglich, da eine schmerzverursachende Grunderkrankung häufig auch ohne Schmerzen auftreten kann bzw. nur einige der Schmerzerkrankungen unter den verschiedenen organischen Sektionen des ICD-10 klassifiziert werden (z. B. Rückenschmerz, Kopfschmerz).
Identifikation und Gruppierung von Schmerzpatienten in Kassenroutinedaten
Aufgrund dieser Unzulänglichkeit hat das IGES Institut zusammen mit namhaften Experten aus dem Bereich der Schmerztherapie ein neues Vorgehen für die Identifikation und Gruppierung von Schmerzpatienten in Kassenroutinedaten anhand von spezifischen Diagnosemustern entwickelt (vgl. Freytag et al. 2010 in Der Schmerz 1/2010 sowie Schiffhorst et al. In Das Gesundheitswesen 6/2010). Dadurch ist es nun möglich, Aussagen zur Struktur und Alltagsversorgungssituation von Schmerzpatienten im Zeitraum 2006-2007 gezielt für neun Schmerztypen aus einem großen Versichertenkollektiv (5 Mio. Versicherte der DAK und 2 Mio. Versicherte der AOK Niedersachsen) zu treffen.
Zunächst wurden die drei als Rückenschmerzpatienten identifizieren Patientengruppen - Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen, (andere) spezifische Rückenschmerzen und nicht spezifische Rückenschmerzen - im Hinblick auf Patienten-, Behandlungs- und Kostenprofile hin untersucht. Einige Ergebnisse dazu wurden bereits im Rahmen von Kongressbeiträgen sowie einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu weiteren Analysen zur Opioidversorgung von Rückenschmerzpatienten wurde ein wissenschaftliches Manuskript verfasst, das bereits zur Veröffentlichung bei einer Fachzeitschrift eingereicht wurde. Derzeit werden Analysen zu den Effekten einer multimodalen Schmerztherapie im Hinblick auf Arbeitsunfähigkeit und Versorgungskosten durchgeführt. Die Ergebnisse werden bis Ende des Jahres 2010 erwartet.
Im Herbst 2010 beginnt die Analyse der weiteren sechs Schmerztypen, darunter: Schmerzen bei Krebserkrankungen, Schmerzen bei Arthrose und Arthritis, Schmerzen bei traumatischen Frakturen, Schmerzen bei multimorbiden, pflegebedürftigen Patienten, Neuropathische Schmerzen und Kopfschmerzen. Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse soll im Rahmen einer Buchpublikation erfolgen (2011).