Expertenbefragung: IV erlebt statt Revolution eine Evolution
Fehlende Anreize und zu viel Regulierung sind Experten zufolge die größten Hemmnisse einer stärkeren Verbreitung der Integrierten Versorgung (IV). Sie kritisieren vor allem die Pflicht zum Nachweis der Wirtschaftlichkeit, die teilweise umständliche Budgetbereinigung sowie langwierige Genehmigungsprozesse. Das ist das Ergebnis einer Expertenbefragung des IGES Instituts im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen (DGIV).
Berlin, 11. Dezember 2014 (IGES Institut) - Für die regelmäßig aktualisierte DGIV-Projekt „Monitoring IV“ haben IGES-Experten im Frühjahr Hälfte 2014 Vorstände und IV-Verantwortliche gesetzlicher Krankenkassen interviewt, die 90 Prozent der GKV-Versicherten repräsentieren. Bei der diesjährigen, dritten Erhebungsrunde wurden zudem erstmals Vertreter pharmazeutischer Unternehmen und Medizinprodukte-Hersteller, vertragsärztliche Leistungserbringer sowie Fachleute aus Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen einbezogen. Ziel der Studie ist es, eine aktuelle Einschätzung aller relevanten Akteure zur Lage der IV zu erhalten.
Eingeschränkter Glaube an die Zukunft
Anders als in den Vorjahren bewertet die Mehrheit der Befragten die Zukunft der IV „verhalten positiv“. Bei der vorausgegangenen Befragung 2012 zeigten sich noch 49 Prozent als „stabile Optimisten“.
Rückblickend bewerten vor allem Krankenkassen und Industrie die bisherige Entwicklung der IV überwiegend skeptisch. Daran, dass IV die Regelversorgung spürbar ersetzen würde, glaubt inzwischen niemand mehr. Gewandelt hat sich zudem das ursprünglich gedachte Ziel der IV, wie die Studie zeigt: Statt Kostenersparnissen sind es nun Qualitätsverbesserungen. Das Fazit der IGES-Autoren: Statt einer „Revolution“ erleben wir bei der IV eine „Evolution“.
Vor diesem Hintergrund kann sich ein Viertel der Befragten radikale Änderungen in der IV vorstellen: Dies könnte bedeuten, die strikte Trennung zwischen der IV und anderen Selektivverträgen aufzuheben. Zudem sollten Vertragsinhalte und –partner weitestgehend frei gestaltbar sein. Einzig die Anforderungen an Qualität und Leistungsumfang hätten einheitlich zu sein.
Mehr finanzielle Förderung der IV
Mit Blick auf die aktuellen Rahmenbedingungen wünschen sich die meisten Befragten, die Wirtschaftlichkeitsprüfung zu streichen, auch zweiseitige Verträge mit Leistungserbringern zu ermöglichen, die Pflege breiter einzubeziehen sowie die generelle Aufsicht zu vereinfachen. Und sie plädieren für mehr finanzielle Förderung der IV, jedoch nicht über Kredite oder private Investoren.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, so die IGES-Autoren, dass eine neue Aufbruchstimmung für die IV im Gesundheitswesen nötig sei. Chancen könnten dabei neue, durch den Innovationsfonds geförderte Projekte bieten.