Direkt in den OP: mit DOSA Kosten in Millionenhöhe sparen
Der kostenträchtige OP-Bereich birgt für Krankenhäuser bisher ungenutzte Effizienzpotenziale, wenn sie Wartezeiten vor planbaren Eingriffen vermeiden. Bereits eine Verkürzung um nur einen Tag kann Kosten bis zu 138 Millionen Euro sparen.
Berlin, 15. Juni 2015 (IGES Institut) - Das zeigen Rechnungen des IGES Institut und des zur IGES-Gruppe gehörenden Krankenhaus-Beratungsunternehmens IMC clincion für ausgewählte Operationen. Ziel war es, die mit einer konsequenten Umsetzung des DOSA-Prinzips verbundenen Einsparpotenziale für Krankenhäuser zu ermitteln. Gemeint ist das Konzept der stationären Aufnahme bei planbaren OPs am Tag des Eingriffes (englisch: „Day of Surgery Admission“, kurz DOSA).
Hohe DOSA-Raten in anderen Ländern
Viele anglo-amerikanische Länder nutzen dies bereits und erreichen DOSA-Raten von 75 bis 95 Prozent. Zu den dokumentierten Vorteilen gehören eine hohe Patientenzufriedenheit, medizinische Vorteile wie die Reduzierung von Krankenhaus-infektionen sowie ökonomische Entlastung.
Die Potenziale für Deutschland zeigt beispielsweise die endoskopische Gallenbla-en-OP (Choleszystektomie): Dabei werden in Deutschland derzeit nur rund 44 Prozent der Patienten direkt nach der stationären Aufnahme operiert. Jeder fünfte muss deutlich warten, zwischen zwei bis sechs Tagen. Schwere Fälle ausgeklammert könnten insgesamt bei 45 Prozent der Fälle präoperative Tage eingespart werden, wie die Experten in einem Beitrag der Fachzeitschrift „kma – Das Gesundheitswirtschaftsmagazin“ zeigen.
Knapp 12 Millionen Einsparpotenzial bei Gallenblase-OPs
Konservativ berechnet, indem die präoperative Verweildauer im Krankenhaus nur um einen Tag und nicht gleich auf null Tage gesetzt wird, ergibt sich dabei ein Einsparpotenzial von entsprechend knapp 46.000 Belegungstagen oder durchschnittlich 122 belegten Betten. Umgerechnet auf jede DOSA-geeignete Choleszystektomie entspricht dies durchschnittlich rund 260 Euro pro Tag. Hochgerechnet auf das Jahr ergibt sich daraus ein Betrag in Höhe von 11,6 Millionen Euro.
Die IGES-Experten ermitteln zudem Einsparpotenziale bei weiteren, planbaren Eingriffen. Danach ergibt sich bundesweit ein DOSA-Potenzial von insgesamt rund 570.000 Fällen. Fallzahlen und Finanzvolumen sind dabei bei elektiven Operationen am Muskel-Skelett-System am größten, gefolgt von Eingriffen bei Verdauungsorganen und in der HNO-Region. Mit nur einem Tag angenommener präoperativer Verweildauerverkürzung resultieren hieraus 1.399 einzusparende durchschnittlich belegte Betten und ein finanzielles Volumen von rund 138 Millionen Euro.
Datengrundlagen waren zunächst die Daten des InEK-Reportbrowsers, des InEK-§21-Datensatzes und der externen Qualitätssicherung durch das AQUA-Institut (Stand 2013). Um die Einsparpotenziale schätzen zu können, wurden ergänzend Daten des Krankenhaus-Benchmarks der IGES-Gruppe herangezogen, die detaillierte Angaben zu Aufnahmezeitpunkten und Operationsterminen umfassen.
Prof. Dr. Thomas Kersting, Dr. Martin Albrecht, Sebastian Irps (imc clinicon); „Sofort in den OP dank „DOSA“-Prinzip“; kma, Juni 2015, 20. Jg.; S. 34-7