Gute Gesundheits- und Sicherheitskultur fördert Arbeitsfähigkeit
Viele Handelsunternehmen leben derzeit nur eine mittelmäßige Sicherheits- und Gesundheitskultur. Dabei ist diese ein entscheidender Schlüssel, um Krankschreibungen von Mitarbeitern zu verhindern.
Berlin, 14. April 2016 (IGES Institut) - Generell gilt: Je schlechter Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung in den Unternehmen praktiziert werden, desto schlechter ist die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten: Sie haben mehr gesundheitliche Beschwerden, sind häufiger krank geschrieben oder scheiden früher aus dem Berufsleben aus.
Diesen Zusammenhang weist auch der Branchenreport Handel der DAK-Gesundheit und der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik nach, den Wissenschaftler des IGES Instituts erstellt haben. Dafür werteten die IGES-Experten die Unfalldaten von rund 3,6 Millionen Vollarbeitern im Groß- und Einzelhandel aus, sowie die Fehlzeiten aller in der Branche erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit. Zudem befragten sie bundesweit mehr als 4.000 Beschäftigte, Geschäftsführer und Arbeitsschutz- und Gesundheitsexperten aus dem Handel.
Befragung zeigt Verbesserungspotenzial
Die Befragung zeigt das Verbesserungspotenzial in der Handelsbranche in puncto gesundheitsfördernder Unternehmenskultur: So empfinden Mitarbeiter Sicherheitsunterweisungen nicht ernsthaft genug vermittelt und Mitgestaltungsmöglichkeiten in ihrem Betrieb als unzureichend. Zudem vermissen sie ausreichend Informationen über einschneidende Veränderungen in ihrem Unternehmen und Anerkennung guter Leistungen.
Besondere Belastungen im Kundenservice
Besonders belastend empfinden Beschäftigte im Einzelhandel die Anforderungen, die sich aus dem Kontakt mit Kunden ergeben: schnell, stets freundlich und positiv auch mit schwierigen Kunden zu arbeiten oder über Pausenzeiten nicht entscheiden zu können. Ein Drittel der Befragten gehen bei der Arbeit daher häufig an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Ein besonderer Schwerpunkt für den Arbeitsschutz und die betriebliche Gesundheitsförderung im Handel sollte daher die Rolle des Kunden sein. Maßnahmen des Arbeitsschutzes und Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung sollten stärker auf diese spezifische Belastung reagieren, raten die IGES-Experten. Sicherheits- und Gesundheitskultur sei hierbei eine wichtige Ressource.
Der Krankenstand betrug 2014 im Großhandel 3,4 Prozent, im Einzelhandel 4,0 Prozent. Das bedeutet, dass im Einzelhandel täglich 40 von 1.000 Mitarbeitern krank geschrieben waren. Bei allen Versicherten der DAK-Gesundheit waren es 3,9 Prozent. Muskel-Skelett Erkrankungen spielen die wichtigste Rolle, auf Rang zwei folgen bereits psychische Erkrankungen, die Ursache jedes sechsten Fehltages im Einzelhandel sind.
Beschäftigte im Einzelhandel sind seltener, aber dafür länger krankgeschrieben. Sie erleiden mehr Unfälle als Mitarbeiter im Großhandel, die jedoch weniger schwerwiegend sind: Auf 1.000 Vollarbeiter im Einzelhandel kamen 24,1 Unfälle, im Großhandel nur 16,7. Im Großhandel dagegen haben Unfälle häufiger schwerwiegende Folgen.