Mehr Notfallaufnahmen durch Rückenschmerzen
Die Zahl der Rückenschmerzpatienten hat sich in den Krankenhäusern seit 2007 um fast 80 Prozent erhöht. Mit mehr als 220.000 vollstationären Aufnahmen wurden im Jahr 2016 so viele Fälle in Kliniken versorgt wie noch nie zuvor. Diese Zunahme geht insbesondere auf vermehrte Notfallaufnahmen zurück. Diese erfolgen immer öfter zu Zeiten, an denen die ambulanten Arztpraxen geöffnet haben. Nach Experten ist dies ein Zeichen, dass es für die niedergelassenen Ärzte zunehmend schwieriger ist, betroffene Patienten zeitnah zu versorgen und im ambulanten System zu steuern.
Berlin, 16. März 2018 (IGES Institut) - Das geht aus einer Sonderauswertung des IGES Instituts im Rahmen des jährlich erscheinenden DAK-Gesundheitsreports hervor. Darin flossen die Arbeitsunfähigkeits- und Behandlungsdaten von 2,5 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten aus dem Jahr 2017, Routinedaten der Krankenhausversorgung der DAK-Versicherten aus den Jahren 2010 bis 2016 sowie die Ergebnisse einer Online-Befragung von 5.224 Beschäftigten im Alter von 18 bis 65 Jahren ein.
Der Anteil der als Notfall aufgenommenen Rückenschmerzpatienten lag im Jahr 2016 bei 46 Prozent aller Krankenhausfälle mit diesem Anlass. 2010 waren es erst 42 Prozent. Besonders hohe Steigerungen der Zahl der Notfallaufnahmen zeigen sich an den Werktagen zwischen acht und elf Uhr. Auch die erhebliche Zunahme von Notfällen in der Zeit unmittelbar nach Praxisschließung oder montags früh weisen Experten zufolge darauf hin, dass immer mehr Rückenschmerzpatienten versuchen, ohne vorherigen oder erneuten Kontakt mit einem ambulanten Arzt direkt über die Notaufnahmen der Krankenhäuser zeitnahe Hilfe zu bekommen.
14 Prozent haben chronische Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind sehr verbreitet: Drei Viertel aller Beschäftigten waren 2017 mindestens einmal jährlich betroffen. 2003 waren es noch etwas mehr als die Hälfte. Bei 14 Prozent sind die Schmerzen chronisch, das heißt sie dauern drei Monate oder länger an. Die große Mehrheit der Betroffenen (85 Prozent) meldet sich nicht wegen der Rückenschmerzen krank.
Rückenschmerzen zweithäufigste Ursache von Fehltagen
Dennoch verursachen Rückenschmerzen nach Infektionen der oberen Atemwege die meisten krankheitsbedingten Fehltage. Auf ihr Konto gingen 5,8 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage. Etwa jeder zwanzigste erwerbstätige Versicherte war 2017 wenigstens einmal wegen Rückenschmerzen krankgeschrieben.
Wichtigste Risikofaktoren für eine Krankmeldung sind die Schmerzstärke und der Chronifizierungsgrad der Rückenschmerzen. Auch Tätigkeiten in unbequemer Körperhaltung, häufiges Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit sowie häufiger Termin- und Leistungsdruck begünstigen, dass es zu einer Krankmeldung aufgrund von Rückenschmerzen kommt. Betroffen sind ältere und jüngere Beschäftigte. Arbeitsunfähigkeiten wegen Rückenschmerzen dauern jedoch umso länger, je älter die Betroffenen sind.
Gesamtkrankenstand leicht gestiegen
Bezogen auf alle Krankheiten ist der Krankenstand 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte gestiegen und lag bei 4,1 Prozent. Damit waren an jedem Tag des Jahres durchschnittlich 41 von 1.000 Erwerbstätigen krankgeschrieben. Ursache für den Anstieg des Krankenstands waren vor allem Atemwegserkrankungen. Die Zahl der Fehltage mit dieser Diagnose nahm um neun Prozent zu. Etwas gesunken ist die durchschnittliche Länge einer Krankschreibung: von 12,9 Tagen im Jahr 2016 auf 12,4 Tage 2017.