Digitalisierung in der ambulanten Versorgung noch uneinheitlich

Die Digitalisierung in der ambulanten Versorgung ist derzeit noch sehr unterschiedlich fortgeschritten. Am weitesten ist sie in Praxen mit spezialisiert oder interdisziplinär tätigen Fachärzten und in größeren Praxen entwickelt. Bei einzelnen Digitalisierungsthemen heben sich die Hausärzte ab. Die Kommunikation untereinander und auch mit Krankenhäusern findet weitestgehend noch immer in Papierform statt.

Berlin, 23. Oktober 2018 (IGES Institut) - Das sind Ergebnisse des so genannten PraxisBarometers Digitalisierung, das IGES-Wissenschaftler im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) erstellt haben. Es handelt sich dabei um die erste repräsentative Erhebung ihrer Art, die einen umfassenden Überblick über den Stand der Digitalisierung in der vertragsärztlichen und vertragspsychotherapeutischen Versorgung gibt. Dafür wurden rund 7.000 Praxen angeschrieben und zum Thema Digitalisierung befragt. Die Antworten von 1.764 Praxen konnte ausgewertet werden.
 
Danach erfolgt praxisintern derzeit vor allem das Praxismanagement digital. In rund der Hälfte der Praxen sind die Patientendokumentation (58 Prozent) sowie die Terminplanung und das Wartezeitenmanagement digitalisiert (56 Prozent). Je größer die Praxis, gemessen an der Anzahl tätiger Ärzte, desto stärker kommen digitale Anwendungen zum Praxismanagement zum Einsatz. So liegt der Anteil mit mehrheitlich digitalisierter Patientendokumentation in Praxen mit fünf Ärzten oder mehr bei rund 89 Prozent.

Digital verknüpfbare Medizintechnik steht bereit

Drei Viertel der Arztpraxen verfügen über medizintechnische Geräte etwa für Ultraschalluntersuchungen oder Herzuntersuchungen (Elektrokardiogramm, EKG) mit digitalen Schnittstellen zum Übertragen von Messergebnissen. Allerdings sind bei etwa mehr als einem Drittel (37 Prozent) der Praxen mit derartiger Ausstattung die Geräte noch nicht mit dem EDV-basierten Praxisverwaltungssystem (PVS) verbunden, um Daten transferieren zu können. Je größer die Praxis, desto häufiger wird dieser digitale Datenaustausch allerdings genutzt.

Hausärztliche Praxen setzen im Vergleich zu anderen Praxis häufiger auf Geräte zur Ferndiagnostik, etwa zur Messung von Blutdruck, Gewicht oder Gerinnungsfaktoren. Rund ein Fünftel (21 Prozent) von ihnen nutzt diese Möglichkeiten der Telemedizin in der Patientenversorgung. Am zweithäufigsten kommen derartige Geräte bei interdisziplinär tätigen Ärzten zum Einsatz (17 Prozent).

Austausch zwischen Arztpraxen und Kliniken fast nur analog

Wenig digital ist derzeit die schriftliche Kommunikation mit anderen Ärzten bzw. Psychotherapeuten oder anderen ambulanten Einrichtungen. Bei rund 86 Prozent der Praxen findet dies noch mehrheitlich oder nahezu komplett in Papierform statt. Praxen empfangen meist Labordaten digital: Vor allem Hausarztpraxen sind weitestgehend darauf eingestellt (86 Prozent), gefolgt von den interdisziplinär tätigen Praxen (73 Prozent). Deutlich seltener empfangen Arztpraxen Befunddaten (17 Prozent), Arztbriefe (13 Prozent) oder Bildmaterial zur Diagnostik (11 Prozent).

Analog ist vor allem noch der Austausch behandlungsrelevanter Daten mit Kliniken, der bei 94 Prozent der Praxen mehrheitlich oder komplett mittels Papierdokumenten läuft.

Der Anteil der Praxen, die bereits eine einrichtungsübergreifende digitale Patientenakte nutzen, ist derzeit mit zwei Prozent erwartungsgemäß noch gering. Bei den größeren Praxen mit mehr als fünf Ärzten sind es immerhin bereits sieben Prozent. Etwa 37 Prozent der befragten Praxen wären künftig bereit, auf einheitliche Standards der Dokumentation umzusteigen, um eine einrichtungsübergreifende Patientenakte zu ermöglichen. Unter den spezialisierten und interdisziplinär tätigen Praxen liegt der Anteil sogar bei 54 Prozent.

Rund 13 Prozent der Praxen kommunizieren außerhalb der Praxis mindestens zur Hälfte auf digitalem Weg mit ihren Patienten, dies bevorzugt per E-Mail. Relativ häufiger nutzen psychotherapeutische Praxen diesen Weg. Dort sind es 22 Prozent der Praxen.