Patientenbefragung: Sachsen und Bayern sind am zufriedensten mit ihren Kliniken
Die Deutschen fühlen sich in Krankenhäusern je nach Region unterschiedlich gut versorgt. Im Bundesdurchschnitt liegt die Zufriedenheit mit der stationären Versorgung bei gut 79 Prozent, gemessen an der Bereitschaft, eine Klinik weiterzuempfehlen. In Sachsen und Bayern erleben Patienten ihren Krankenhausaufenthalt am positivsten. Dort werden mit 82 und 81,7 Prozent die höchsten Zufriedenheitswerte erreicht.
Titel der Studie: Krankenhausqualität aus Patientensicht - Untersuchung auf Basis der PEQ-Daten der Weissen Liste
Hintergrund: Die Bedeutung der Patientenzufriedenheit zur Bewertung stationärer Versorgungsqualität wächst. Indikationbezogene Erhebungen während eines Klinikaufenthaltes oder Nachbefragungen gibt es aber bisher kaum.
Fragestellung: Unterscheidet sich die Patientenzufriedenheit nach einem Krankenhausaufenthalt regional, gemessen an der Weiterempfehlungsbereitschaft (WEB). Welche Faktoren beeinflussen dies? Wie stark sind die Unterschiede in den Gebieten Chirurgie und Innere Medizin?
Methode: Auswertung von Befragungen von AOK- und Barmer-Versicherten nach einem Krankenhausaufenthalt mit dem Patients’ Experience Questionnaire (PEQ) aus 2015 und 2016. Modellierung der WEB mittels multipler linearer Regressionsanalyse in einem hierarchischen Zwei-Ebenen-Modell.
Ergebnisse: Im Bundesdurchschnitt liegt die Weiterempfehlungsbereitschaft für Kliniken in Deutschland bei 79,3 Prozent. Die Patientenzufriedenheit unterscheidet sich aber regional erheblich. Einfluss haben bekannte Faktoren wie Alter, Geschlecht, Klinikgröße oder ambulante Arztdichte. Es bleiben unerklärliche Auffälligkeiten mit weiterem Forschungsbedarf.
Auftraggeber: Bertelsmann Stiftung, Weisse Liste gGmbH
Schlagwörter: Krankenhäuser Patientenzufriedenheit, Weiterempfehlungsbereitschaft, Versorgungsqualität
Autoren: Karsten Zich, Thorsten Tisch
Berlin, 18.01.2018 (IGES Institut) - Negativ fällt Bremen auf, wo nur 73,9 Prozent einem besten Freund oder einer besten Freundin nach einer vollstationären Behandlung ihr Krankenhaus weiterempfehlen würden. Aber auch für Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zeigen sich vergleichsweise schlechte Zufriedenheitswerte von 76,7 und 77,1 Prozent.
Etwas höher als die Weiterempfehlungsbereitschaft liegt mit 81,8 Prozent bundesweit die Zufriedenheit mit den Krankenhausärzten. Auch dabei erscheinen die bremischen Häuser mit den niedrigsten Werten. Dort und in Niedersachsen bewegt sich die Zufriedenheit in mindestens jedem achten Krankenhaus neun oder mehr Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. In bayerischen und sächsischen Kliniken sind die Patienten am zufriedensten mit den Ärzten.
Erstmals regionale Unterschiede bei der Klinikbewertung untersucht
Das geht aus einer Untersuchung des IGES Instituts für die Bertelsmann Stiftung und die Weisse Liste hervor. In der Studie wurden erstmalig derart umfangreich regionale Unterschiede bei der Bewertung von Krankenhausaufenthalten analysiert. Basis sind rund eine Million Fragebögen, die Patienten in den Jahren 2015 bis 2016 jeweils zwei bis acht Wochen nach einem Krankenhausaufenthalt abgegeben haben. Zum Einsatz kam der sogenannte „Patients‘ Experience Questionnaire (PEQ)“, ein Patientenfragebogen, den die Bertelsmann Stiftung mit dem ehemaligen Schweizer "Verein Outcome" entwickelt hat.
Das Besondere an der Studie ist ferner, dass die IGES-Wissenschaftler Zufriedenheitswerte neben der Krankenhausgesamtebene auch für die chirurgischen und internistischen Fachabteilungen analysieren. Daten für rund 1.600 Häuser konnten einbezogen werden. Dabei zeigen sich erhebliche Unterschiede innerhalb einzelner Bundesländer. In Niedersachsen, Hamburg und in Nordrhein-Westfalen erhält etwa jedes vierte Krankenhaus eine sehr schlechte Bewertung. In Thüringen gibt es kein einziges und in Sachsen nur zwei Krankenhäuser, die von ihren Patienten besonders schlecht bewertet werden. Auffällig ist aber auch, dass in allen Bundesländern mindestens jedes zehnte Krankenhaus besonders positiv bewertet wird.
Die IGES-Experten haben auch untersucht, was Patienten bei ihrer Bewertung eines Krankenhauses beeinflusst. Wie auch vorausgegangenen Studien zeigen, sind in der Regel Ältere und Männer zufriedener mit ihrer Krankenhausbehandlung als Jüngere oder Frauen. Auch die Klinikgröße spielt eine Rolle: Je größer das Haus, desto geringer die Weiterempfehlungsbereitschaft.
Hohe Hausarztdichte verbessert Zufriedenheit
Bei der Zufriedenheit mit den Krankenhausabteilungen Innere Medizin und Chirurgie zeigt die Studie, dass die Zahl der niedergelassenen Hausärzte eine Rolle spielt: Je mehr Hausärzte in einer Region tätig sind, desto zufriedener waren Patienten mit der vollstationären Versorgung in den Krankenhäusern dieser Regionen. Als möglichen Erklärungsansatz benennen die Autoren die Bedeutung der Hausärzte für die Vermeidung unnötiger Krankenhausaufenthalte und für die Nachbetreuung.
Auch nach Berücksichtigung einer Vielzahl weiterer, möglicher Einflussfaktoren zeigen sich markante Unterschiede der Patientenzufriedenheit. Die Studie weist auch auf größere „regionale Cluster“ hin, in denen die Patientenzufriedenheit eher über oder unter hausspezifisch errechneten Erwartungswerten liegt.
Den Hintergründen für auffällig geringe Krankenhausqualität aus Patientensicht sollte den Autoren zufolge weiter nachgegangen werden. Zeigen sich dabei grundsätzliche Probleme bei der Patientenversorgung oder bei der Ergebnisqualität, sollten spezifische Instrumente der Qualitätssicherung für die ausschlaggebenden Problembereiche erwogen werden. Möglicherweise wissen die Kliniken auch bereits, warum sie schlechte Empfehlungswerte erhalten. Allerdings fehlt es möglicherweise an der Notwendigkeit, dem Interesse oder den Ressourcen, diese Probleme zeitnah zu lösen.