Arzneimittel: durchschnittliches Ausgabenplus von 2009 bis 2021 unter dem Mittelwert aller GKV-Leistungsausgaben
Aktuelle Analysen des IGES Instituts geben vertiefende Einblicke in die Entwicklungen der Arzneimittelausgaben der vergangenen Jahre. Sie zeigen, dass Arzneimittel im Vergleich zu anderen Leistungsbereichen der GKV kein überdurchschnittlicher Ausgabentreiber waren. Ausgabensteigerungen durch innovative Neueinführungen standen gleichzeitig Einsparungen bei Bestandspräparaten gegenüber. Wichtigster Motor der Ausgabenzuwächse war der steigende Verbrauch von Medikamenten.
Berlin, 26. September 2022 (IGES Institut) - Im Zeitraum 2009 bis 2021 stiegen die Arzneimittelausgaben im Vergleich zu den gesamten Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) insgesamt unterdurchschnittlich. So lag das jahresdurchschnittliche Ausgabenplus aller GKV-Leistungsausgaben in diesem Zeitraum bei 4,2 Prozent, bei den Arzneimitteln hingegen bei 3,7 Prozent. Die Jahre 2020 und 2021 wichen durch Corona-bedingte Sondereffekte von diesem unterdurchschnittlichen Langzeittrend ab. Das zeigen ökonomische Analysen des IGES Instituts, die im Auftrag mehrerer pharmazeutischer Unternehmen(*). entstanden.
Anteil der Pharmaindustrie an den GKV-Ausgaben bei rund 12 Prozent
Beim Vergleich der einzelnen Ausgabenblöcke der GKV macht die mehrjährige Betrachtung der Jahre 2013 bis 2020 deutlich, dass der Anteil der gesamten Arzneimittelausgaben an den GKV-Leistungsausgaben kontinuierlich unter dem Ausgabenanteil für ärztliche Behandlungen blieb, dem zweitgrößten Ausgabenbereich. Nur im Jahr 2021 lag er mit 17,8 Prozent etwas höher als der ärztliche Anteil. Damit stehen Arzneimittel im Gesamtbetrachtungszeitraum auf Platz 3 deutlich hinter dem größten GKV-Ausgabenblock für Krankenhausbehandlung mit einem Anteil von 32,4 Prozent.
Betrachtet man hingegen nur den Anteil der Arzneimittelausgaben, den die Arzneimittelhersteller erhalten, also die Arzneimittelausgaben ohne Einberechnung der Mehrwertsteuer sowie der Vergütung von Großhandel und Apotheken, lag der Anteil der Arzneimittelhersteller an den GKV-Gesamtausgaben deutlich niedriger bei rund 12 Prozent.
Mehrverbrauch stärkster Ausgabentreiber
Die IGES-Experten haben sich auch die treibenden Faktoren der jährlichen Ausgabensteigerungen angeschaut. Dabei zeigt sich, dass in den vergangenen Jahren vor allem der Mehrverbrauch von Medikamenten die Ausgaben hat steigen lassen. Ursachen sind der demographische Wandel, aber auch neue Behandlungsmöglichkeiten für bisher nicht therapierbare Krankheiten.
In die Versorgung eingeführte Innovationen haben seit dem Jahr 2014 einen konstanten Einfluss auf das jährliche Ausgabenplus und keinen wachsenden: Die sogenannte Innovationskomponente ist seit dem Jahr 2014 stabil.
Beispiel für besondere therapeutische Fortschritte sind die seit 2011 zur Verfügung stehenden neueren ARPI (engl. androgen receptor pathway inhibitors) zur Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakrebses. Damit steht für jährlich mehr als 30.000 Patienten mit Prostatakarzinom eine neue Therapieoption mit beträchtlichem Zusatznutzen bereit. Auch wurden jährlich immer mehr Kinder gegen HPV-bedingte Erkrankungen wir Gebärmutterhalskrebs geimpft.