Studie: STIKO mit mehr Ressourcen krisenfester machen
Eine Analyse zur Tätigkeit der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch Institut zeigt, wie deutlich diese durch die SARS-CoV-2 Pandemie beeinflusst wurde. Die Kommission war gezwungen, insbesondere 2021 und 2022 einen Fokus auf COVID-19 zu legen. Daher gingen Zahl und Intensität der Befassungen mit anderen Infektionskrankheiten zurück. Die Autoren der Analyse schlagen daher vor, die Kommission in pandemischen Lagen mithilfe einer Krisenreaktionsreserve zu unterstützen, um das Gesundheitssystem auch in diesem Bereich krisenfester zu machen.
Berlin, 8. Februar 2023 (IGES Institut) - Der Einfluss der SARS-CoV-2-Pandemie geht aus der Untersuchung "Zugang zu Impfstoffen" des IGES Instituts hervor, bei der die Befassungen der STIKO mit Indikationen und Impfstoffen im Zeitraum Januar 2015 bis einschließlich Juni 2022 ausgewertet wurden. Dies ermöglichte einen Vergleich der Anzahl und Intensität der Befassungen zwischen den präpandemischen Jahren 2015 bis 2019 mit den Pandemiejahren 2020 und 2021. Grundlage waren sämtliche Veröffentlichungen der STIKO wie STIKO-Protokolle, Veröffentlichungen im „Epidemiologische Bulletin“, Pressemitteilungen und sonstige Veröffentlichungen der STIKO auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts (RKI). Die Untersuchung entstand im Auftrag des Unternehmens GlaxoSmithKline.
67 Prozent mehr Befassungen der STIKO vor allem durch COVID-19
Die Zahl der Befassung lag im Jahr 2021 bei 123: Das waren 67 Prozent mehr gegenüber dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019, in denen es durchschnittlich 74 waren. Dies zeigt sich, wenn sämtliche STIKO-Veröffentlichungen die Auswertungsbasis sind. Die Zunahme ist vor allem auf die Befassung mit COVID-19 zurückzuführen. Bereinigt um die Beschäftigung mit COVID-19 sank 2021 die Zahl der Befassungen mit anderen Indikationen im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 hingegen um acht Prozent.
Beschäftigung mit anderen Krankheiten deutlich seltener
Deutlich weicht zudem die Intensität der Befassungen in den Pandemiejahren ab. Die Intensität wurde daran bemessen, wie häufig sich die STIKO pro Jahr mit einer Krankheit beschäftigt hat. Zwischen 2015 und 2019 war dies pro Indikation jährlich im Durchschnitt 2,4-mal. Die Häufigkeit der Beschäftigung mit einem Thema stieg dann im 2021 auf durchschnittlich 3,2-mal. Ohne COVID-19 war es jedoch nur noch 1,8-mal pro Krankheit. Dies entspricht einem Rückgang um rund 25 Prozent. Auch dies zeigt, wie stark der Fokus auf COVID-19 lag, während sich die STIKO mit anderen Indikationen deutlich seltener beschäftigen konnte.
Eine ähnliche Entwicklung zeigt die Auswertung nur der STIKO-Sitzungsprotokolle. In den Jahren 2015 bis 2019 vor der SARS-CoV-2-Pandemie spiegeln sich darin zwischen 32 und 46 Befassungen pro Jahr wider - durchschnittlich 39 Befassungen. Im Pandemiejahr 2021 waren dies noch 13 und damit 67 Prozent weniger. Davon entfielen sieben Befassungen auf COVID-19. Die Zahl der pro Jahr bearbeiteten unterschiedlichen Krankheiten sank in den STIKO-Protokollen von durchschnittlich 14 auf vier in 2021, bereinigt um COVID-19 auf nur drei, was einem Rückgang um 72 Prozent entspricht. Dieser Rückgang der Befassungen zeigt keinen Rückgang der Aktivität der STIKO. Vielmehr ist sie ein Beleg, in welchem Umfang COVID-19 die Arbeit dominierte.
Das ehrenamtliche Gremium in Krisen unterstützen
Die IGES-Studienautoren weisen auf die massiv gewachsene Arbeitslast hin, die die STIKO während der Pandemie bewältigen musste. Dies sei nur durch eine deutliche Fokussierung auf COVID-19-Impfungen möglich gewesen. Sie empfehlen daher, das ehrenamtlich tätige Gremium für künftige Pandemien besser vorzubereiten. Sie schlagen eine Krisenreaktionsreserve aus 12 bis 18 Mitgliedern vor, die mit der Arbeit der STIKO vertraut sind. Als Indikator für den Einsatz dieser personellen Reserve könnte ein festgelegtes Überschreiten der Gesamtzahl der Befassungen dienen.
Krisenreaktionsreserve mit weiteren Experten vorhalten
Die Mitglieder der Krisenreaktionsreserve sollen nach Aktivierung die Arbeit der STIKO für die Dauer der Krisenlage unterstützen, um eine unzumutbare Überlastung der ehrenamtlichen Mitglieder zu vermeiden und sicherzustellen, dass die STIKO auch in Krisenlagen jederzeit im gewohnten Umfang handlungsfähig bleibt.