Praxisbefragung: gemischte Erwartungen an die Einführung der elektronischen Patientenakte für alle
Fast alle Hausarztpraxen nutzen die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und das elektronische Rezept regelmäßig. Damit sind die ersten Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI), die den digitalen Austausch im Gesundheitswesen ermöglicht, fest im Praxisalltag angekommen. Zu schaffen machen vielen Praxen jedoch noch immer technische Probleme.
Berlin, 19. November 2024 (IGES Institut) - Das geht aus der aktuellen Ausgabe des „PraxisBarometer Digitalisierung“ hervor, das Experten des IGES Instituts bereits zum siebten Mal in Folge für die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erstellt haben. Grundlage ist eine repräsentative Befragung, an der sich 2.600 vertragsärztliche und -psychotherapeutische Praxen im Zeitraum Juli bis August 2024 beteiligt haben.
eRezepte nicht für Haus- und Heimversorgung
Obwohl das elektronische Rezept (eRezept) in annähernd allen Praxen genutzt wird, greift dennoch knapp die Hälfte der Praxen weiterhin in einigen Fällen auf das altbekannte Papierrezept zurück. Als einen Hauptgrund nennen rund 60 Prozent technische Probleme mit der TI. Zudem führt die Hälfte an, dass eRezepte nicht in der Haus- und Heimversorgung ausgestellt werden können. Insgesamt machen bei zwei Drittel der Arztpraxen Papierrezepte noch einen Anteil von bis zu 25 Prozent aus. Gleichzeitig benennt die Mehrheit der eRezeptnutzenden Arztpraxen Vorteile vor allem für Patienten. Jede Zweite meint, dass die Rezept-Einlösung für Patienten einfacher ist.
Insgesamt bleibt die Störungshäufigkeit der TI weiterhin unverändert ein Thema in den Praxen. Nach wie vor hat die Hälfte der Praxen mindestens wöchentlich Probleme damit. Lediglich 7 Prozent der Praxen berichten, dass es im Befragungszeitraum keine Störungen des Praxisbetriebs durch die TI gab.
Digitale Kommunikation mit Krankenhäusern stagniert
Die Kommunikation der Praxen untereinander findet für ein knappes Drittel von ihnen nahezu komplett oder mehrheitlich digital statt. Gegenüber dem Vorjahr ist dieser Anteil um acht Prozentpunkte gestiegen. Die Kommunikation mit Krankenhäusern ist hingegen nur bei 7 Prozent der Praxen entsprechend digitalisiert und hat in den vergangenen Jahren kaum zugenommen. Damit vergrößert sich die Digitalisierungslücke in der Kommunikation der Praxen untereinander gegenüber der mit den Kliniken weiter.
Generell nehmen digitale Angebote für Patienten zu, insbesondere Online-Rezeptbestellungen und Verordnungen von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Boten im Jahr 2023 noch 32 Prozent der Arztpraxen Online-Rezeptbestellungen an, stieg der Anteil 2024 auf 38 Prozent. Der Anteil an Arztpraxen, die DiGA verordnen, nahm im gleichen Zeitraum von 29 Prozent auf 37 Prozent zu.
Gemischte Erwartungen an die Einführung der elektronischen Patientenakte
Ab 2025 beginnt die Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) für alle. 90 Prozent der Praxen erwarten auf der einen Seiten eine hohen Zeit- und Verwaltungsaufwand durch das Befüllen, Rechtemanagement und die Patientenaufklärung auf sich zukommen. Die Praxen sehen auf der anderen Seite aber auch Vorteile: So halten es zwischen 38 und 40 Prozent der Praxen für (eher) realistisch, dass notwendige Dokumente zukünftig schneller vorliegen, sie sich schneller ein umfassendes Bild von ihren Patienten machen können und dass die Kommunikation untereinander sowie mit Krankenhäusern erleichtert wird. Die Arztpraxen wünschen sich vor allem, dass der elektronische Medikationsplan (76 Prozent) sowie Krankenhausentlass- und Arztbriefe (jeweils 70 Prozent) in der ePA gespeichert werden.