Experte: für Nachhaltigkeitsberichterstattung der Kliniken standardisiertes Benchmarking aufbauen

Die bevorstehende neue Nachhaltigkeitsberichterstattung wird für Krankenhäuser massiven Mehraufwand bedeuten. Doch ein richtiges Reporting kann zu einem „Return on Invest“ in Form reduzierter Ausgaben für Energie und umweltschädliche Gase führen. Nötig wäre es jedoch noch, harmonisierte Erhebungs- und Bewertungsmethoden von Treibhausgas-Emissionen (THG) zu entwickeln und zu etablieren. Denn nur so lassen sich effektive Maßnahmen und Best Practice für einen wirksamen Klimaschutz identifizieren.

Berlin, 5. Juli 2024 (IGES Institut) - „Wir müssen sicherstellen, dass präzise Ergebnisse erzielt werden, die die unerwünschten Treibhausgasemissionen genau abbilden. Nur so können wir eine Grundlage für ein nationales oder sogar europäisches Benchmarking schaffen, das ausreichend ist, um wirkungsvolle Maßnahmen zu begründen und die dafür erforderlichen Aufwendungen begrenzen“, schreibt der Leiter des IGES Instituts, Prof. Dr. Bertram Häussler, in einem Beitrag für den gesundheitspolitischen Online-Fachinformationsdienst „Observer Gesundheit“.

Das eigentliche Ziel Klimaschutz nicht aus den Augen verlieren

Der Artikel befasst sich mit den kommenden Veränderungen für Unternehmen und damit auch für Krankenhäuser durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in der Europäischen Union, die derzeit noch in nationales Recht umgesetzt werden muss. Die Richtlinie zielt darauf ab, den Begriff der Nachhaltigkeit weit über das Thema "Klimaschutz" hinaus zu erweitern und in die Unternehmensberichterstattung einzubeziehen. Damit werden die drei Hauptbereiche der Nachhaltigkeit - Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) - Teil der jährlichen Berichterstattung.

Häussler weist in seinem Beitrag darauf hin, dass die Umsetzung der CSRD mit massiven Unsicherheiten, erheblichen Aufwendungen und möglicherweise innerbetrieblichen oder gar Konflikten mit externen Gruppen einher könne, die von der Geschäftsführung nicht einfach gelöst werden können. Er warnte vor der Gefahr, „dass das wesentliche Ziel einer positiven Einflussnahme auf Umwelt und Klima aus den Augen geraten könnten.“

Zwar sei das Gesundheitssystem kein Top-Emittent an THG. Es bleibe mit einem Anteil von 5,2 Prozent an den deutschen THG-Emissionen deutlich hinter seinem Anteil an der Wertschöpfung (12,7 Prozent) zurück. Dennoch sei es nicht vernachlässigbar.

Zuverlässige und vergleichbare Daten über Emissionen sammeln

Eine zentrale Herausforderung sei jedoch das bisherige Fehlen von Benchmarking-Daten. Dadurch werde es schwierig, festzustellen, ob eine Einrichtung des Gesundheitswesens in Bezug auf Emissionen effizient oder verschwenderisch ist. „Standardisierte Berichtsplattformen und -werkzeuge können dabei helfen, zuverlässige und vergleichbare Informationen über verschiedene Krankenhäuser hinweg bereitzustellen“, schreibt Häussler. Dies könne dazu beitragen, laufend Maßnahmen für den Klimaschutz zu verbessern, weil sich Kliniken an der jeweiligen Best Practice orientieren können.

Mittlerweile gebe es eine Reihe von Bewertungsplattformen kommerzieller und nicht-kommerzieller Art, die sich als Grundlage für eine Erfüllung der Anforderungen nach dem erwarteten CSRD Umsetzungsgesetz anböten, so Häussler. Auch existierten bereits Leitfäden für Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser oder auch spezialisierte Erhebungsportale wie etwa die von den 16 Landeskrankenhausgesellschaften und der Deutschen Krankenhausgesellschaft getragene Deutsche Krankenhaus TrustCenter und Informationsverarbeitung GmbH (DKTIG).