Ausgezeichnet: Treibhausgas-Rechner für Packungsbeilagen erhält Nachhaltigkeitspreis

Ein unter Mitwirkung des IGES Instituts entwickelter CO2-Fußabdruck-Rechner für Packungsbeilagen ist ausgezeichnet worden. Er wurde mit dem „Preis für Nachhaltigkeit“ des Arzneimittelherstellerverbandes Pharma Deutschland geehrt. Initiiert hatte das Studien- und Softwareprojekt die Rote Liste GmbH, die auf die Bereitstellung von Arzneimittelinformationen spezialisiert ist.

Berlin, 11. September 2024 (IGES Institut) - Ausgezeichnet wurde der sogenannte „ePIL Carbon Calculator“. Dabei handelt es sich um ein Online-Tool, mit dem pharmazeutische Unternehmen ihre individuellen Treibhausgas-Emissionen ihrer eigenen Beipackzettel ermitteln können. Die Anwendung berechnet den gesamten CO2-Fußabdruck des Herstellungs- und Vertriebsprozesses von Packungsbeilagen. Zudem ist ein Abgleich mit der elektronischen Packungsbeilage möglich. Entwickelt wurde der “ePIL Carbon Calculator“ in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und dem IGES Institut.

Detaillierte Lebenszyklus-Analyse vom Druck bis zur Verteilung

Ausgangspunkt für die Entwicklung des Treibhausgas-Rechners war die zuvor erstellte Studie „Carbon FootPRINT GI“ im Auftrag der Roten Liste Service GmbH gemeinsam mit den pharmazeutischen Herstellerverbänden Bundesverband der Arzneimittelhersteller e.V. (BAH), Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) und Verband forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa).

Basis war die darin durchgeführte Lebenszyklus-Analyse der arzneimittelrechtlich vorgeschriebenen gedruckten Packungsbeilagen im Vergleich zur digitalen Variante. Grundlage war eine Datenerhebung, zu der 29 pharmazeutische Unternehmen aller Typen und Größenordnungen Angaben zu relevanten Parametern für die Treibhausgasemissionen bereitstellten. Dazu zählen neben der Zahl, den Abmessungen und dem Gewicht der Gebrauchsinformationen auch Angaben zu den Distributionswegen und -distanzen und zum Ressourcenverbrauch. IGES hatte diese Daten gesammelt und gemeinsam mit dem Projektpartner Fraunhofer IML ausgewertet.

Treibhausgas-Fußabdruck von e-Gebrauchsanweisungen über 90 Prozent geringer

Das Ergebnis dieser Analysen: Digitale Beipackzettel können einen Beitrag für eine nachhaltigere Arzneimittelversorgung leisten. So ist der Treibhausgas-Fußabdruck von e-Gebrauchsanweisungen über 90 Prozent geringer im Vergleich zur papierbasierten Lösung. Ein weiterer Vorteil digitaler Packungsbeilagen von Medikamenten ist zudem die verbesserte Patienteninformation. Die Ergebnisse der Analysen wurden in der Fachzeitschrift „pharmind“ veröffentlicht (Pharm. Ind. 85, Nr. 11, 1–8 (2023) und 86, Nr. 1, 91–97 (2024)).

Der Nachhaltigkeitspreis ist laut Pharma Deutschland die erste Auszeichnung dieser Art für die Arzneimittelbranche. Damit sollen wegweisende Projekte für nachhaltiges Wirtschaften im pharmazeutischen Bereich prämiert werden. Er wurde im Jahr 2022 das erste Mal vergeben.

Mitglieder der Jury sind Kristina Jeromin, Leitung Initiative Made in Germany 2030 (Stiftung Mercator GmbH; WWF Deutschland), Prof. Markus Große-Ophoff, Leiter des Zentrums für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Dr. med. Matthias Albrecht, Geschäftsführung Klimaresiliente Gesundheitseinrichtungen bei KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit) sowie Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan Schaltegger, Leiter des Center for Sustainability Management an der Leuphana-Universität Lüneburg.

Der Studie zufolge wurden in Deutschland im Jahr 2022 rund 1,5 Milliarden Packungsbeilagen hergestellt. Das entspricht einer bedruckten Fläche von rund 270 Quadratkilometern oder zum Vergleich einer Fläche von fast 38.000 Fußballfeldern.

Dobers K, Gerbsch N, Mandry T, Preut A; Carbon footprint of package leaflets. A comparative study on greenhouse gas emissions of paper-based and digital package leaflets for pharmaceuticals – Part 1; Pharm. Ind. 85, Nr. 11, 1046–1054 (2023)

Dobers K, Gerbsch N, Mandry T, Preut A; Carbon footprint of package leaflets. A comparative study on greenhouse gas emissions of paper-based and digital package leaflets for pharmaceuticals – Part 2; Pharm. Ind. 86, Nr. 11, 91–97 (2024)

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