Umfrage zu Suchtmitteln im Alter: Jeder Zehnte ab 65 in Bayern trinkt zu viel Alkohol
Zum Suchtverhalten älterer Menschen gibt es bundesweit bisher kaum Daten. Für die bayerische Bevölkerung ab 65 Jahren liefert eine Studie nun repräsentative Daten zu diesem Thema. Demnach ist Alkohol in dieser Altersgruppe das am weitesten verbreitete Suchtmittel. Rund jeder Zehnte weist einen riskanten und schädlichen Alkoholkonsum auf. Auffällig ist aber auch ein problematischer Umgang mit bestimmten Medikamenten.
Berlin, 2. August 2024 (IGES Institut) - Gut die Hälfte der Personen ab 65 Jahren in Bayern trinkt mindestens einmal pro Monat Alkohol. 16 Prozent davon verzehren zwei- bis dreimal pro Woche und weitere 12 Prozent sogar mindestens viermal pro Woche alkoholische Getränke. Das geht aus dem "Suchtsurvey 65+" hervor, für den das IGES Institut im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mehr als 4.000 Menschen ab 65 Jahren in bayerischen Privathaushalten telefonisch zu deren Umgang mit Suchtmitteln befragte. Auch mögliche Einflussfaktoren auf das Suchtverhalten wurden dabei ermittelt. Die Befragung erfolgte zwischen Ende 2021 und Anfang 2022.
Ältere Frauen sind häufiger alkoholabstinent als Männer
Einen riskanten und schädlichen Alkoholkonsum konnte die Studie bei gut jedem zehnten der Befragten ausmachen. Männer und Frauen unterscheiden sich dabei nur gering (11,5 Prozent und 10,4 Prozent). Bei 2,3 Prozent kam es aufgrund des hohen Alkoholkonsums zu Verletzungen.
Vor allem der Bildungsstand und das Einkommen beeinflussen den Alkoholkonsum: je höher der Schul- und Ausbildungsabschluss beziehungsweise, je höher das Netto-Haushaltseinkommen, desto höher der Anteil der Personen, die mehrmals pro Woche Alkohol trinken. Auffällig ist auch die Tendenz, wonach der Anteil der Alkoholabstinenten deutlich größer ist, je schlechter der allgemeine Gesundheitszustand oder das psychische Wohlbefinden ist. Alkoholabstinent sind vor allem ältere Frauen: 56 Prozent trinken nie Alkohol, bei den Männern sind dies nur 35 Prozent.
Unwohlsein ohne Schmerzmittel
Gut ein Viertel der befragten Studienteilnehmer ab 65 Jahren hatte in den letzten 30 Tagen vor der Befragung Schmerzmittel eingenommen. Ein Teil von ihnen zeigt dabei einen problematischen Medikamentengebrauch: Mehr als jeder Zweite meint, immer mehr Situationen zu erleben, in denen es ohne Schmerzmittel nicht gehen würde. Knapp 43 Prozent erzählten, sich sicherheitshalber einen kleinen Schmerzmittelvorrat angelegt zu haben. Ein Viertel fühlt sich ohne Schmerzmittel nicht wohl.
Schlaf- und Beruhigungsmittel nehmen in Bayern nur wenige Senioren ein: nur 4,4 Prozent hatten im 30-tätigen Zeitraum vor Befragung Schlafmittel und nur 2,3 Prozent Beruhigungsmittel zu sich genommen. Allerdings hatte gut ein Drittel davon bereits vergeblich versucht, dies zu reduzieren oder abzustellen. Und jeder Fünfte sagte, derartige Präparate in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum als verschrieben eingenommen zu haben.
Rauchen bei Senioren in Bayern weniger verbreitet
Rauchen ist in der bayerischen Bevölkerung ab 65 Jahren weniger weit verbreitet als Alkoholkonsum: Gut 13,2 Prozent sind Raucher. Männer rauchen häufiger als Frauen: 15,0 Prozent gegenüber 11,7 Prozent. Unter den Rauchern konsumieren knapp drei Fünftel der Befragten 5 bis 14 Zigaretten am Tag.
Zu illegalen Drogen wie Cannabis, Ecstacy, Kokain oder Heroin greifen ältere Menschen in Bayern so gut wie nie. Nur 0,6 Prozent der Befragten gaben an, derartige Substanzen in den letzten 12 Monaten konsumiert zu haben. Dabei ging es überwiegend um Cannabis.
Eigener Gesundheitszustand wird gut bewertet
In Bayern leben rund 2,7 Millionen Menschen, die 65 Jahre und älter sind (Stand 2019). Mehr als die Hälfte sind Frauen (55,7 Prozent). Die über 80-jährigen Personen stellen mit einem Anteil von 32 Prozent die größte Altersgruppe dar. Die kleinste Altersgruppe ist die Gruppe der Personen zwischen 75 bis 79 Jahren mit einem Anteil von knapp 19 Prozent.
Fast jeder Vierte der befragten älteren Menschen berichtete, im Leben besonders belastende schreckliche Ereignisse oder Katastrophen erlebt zu haben, die sie auch aktuell immer noch beschäftigen. Knapp 40 Prozent vermissen manchmal und 20 Prozent sogar häufig soziale Kontakte. Den eigenen gesundheitlichen Zustand bewertet jeder Zweite in der jüngsten Zeit jedoch als gut.