Psychreport: mehr Fehlzeiten wegen psychischer Leiden bei Frauen als bei Männern
Frauen haben 2024 rund 60 Prozent mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen als Männer. Doch Männer holen bei psychisch bedingten Fehlzeiten nach. Bei beiden Geschlechtern erreicht psychisch bedingte Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2024 einen neuen Höchststand. Und bei beiden Geschlechtern sind Depressionen dabei die häufigste Ursache. Am stärksten sind Kita-Beschäftigte betroffen.
Berlin, 24. März 2025 (IGES Institut) - Das geht aus dem Psychreport 2025 der DAK-Gesundheit hervor, für den das IGES Institut Daten zum Arbeitsunfähigkeitsgeschehen wegen psychischer Diagnosen bei 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet hat.
Männer holen bei Fehltagen infolge psychischer Leiden nach
Bei Frauen verursachten psychische Erkrankungen 431 Fehltage je 100 Versicherte im Jahr 2024. Bei Männern waren es hingegen mit 266 Fehltagen je 100 Versicherte deutlich weniger. Allerdings klettern die Fehltage in den vergangenen Jahren bei Männern stärker als bei Frauen: Seit 2021 ist bei ihnen ein Plus von 26 Prozent bei den Fehltagen zu verzeichnen, bei Frauen von 22 Prozent. Noch deutlicher nahm bei Männern die Anzahl der Krankschreibungen mit einer psychischen Diagnose zu: im Vergleich zu 2021 um 55 Prozent, bei Frauen um 42 Prozent.
Depressionen dominieren bei psychischen Leiden
Die wichtigste Diagnose war bei Frauen und Männern Depressionen: Sie verursachten im Jahr 2024 bei weiblichen Beschäftigten 233 Fehltage je 100 Versicherte, bei männlichen 140 Fehltage. Insgesamt und bezogen auf beide Geschlechter nahmen Arbeitsausfälle durch Depressionen im Vergleich zum Vorjahr 2023 um 50 Prozent zu.
Wie im Vorjahr lagen psychische Erkrankungen auch 2024 auf Platz 3 der Erkrankungsgruppen, die die meisten Ausfalltage in der Berufswelt verursachten. Generell ist die Zunahme der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen seit Jahren auffällig. Nach Einschätzung der IGES-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt es im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen der vergangenen Jahre keine Entwicklung, die gravierender ist. So stiegen entsprechende Fehltage in den vergangenen zehn Jahren um 45 Prozent an und beliefen sich auf 342 Fehltage je 100 Versicherte im Jahr 2024.
Viereinhalb Wochen Krankschreibung im Durchschnitt
Die Dauer einer durchschnittlichen Krankschreibung wegen einer psychischen Erkrankung erhöhte sich minimal von 32,7 Kalendertagen in 2023 auf 32,9 Kalendertage in 2024, also gut viereinhalb Wochen. Vor allem kurze Krankschreibungen mit einer Dauer von ein bis drei Tagen und lange Krankschreibungen mit einer Dauer von 29 bis 42 Tagen verzeichneten ein Plus. Von diesen Fällen gab es 2024 neun Prozent beziehungsweise 14 Prozent mehr als im Vorjahr.
Unter den verschiedenen Berufsgruppen kam es zu den meisten Ausfallzeiten bei Beschäftigten in der Kinderbetreuung. Auf 100 DAK-versicherte mit einem Beruf in der Erziehung entfielen 586 Fehltage durch psychische Erkrankungen. Das ist ein Plus von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2023. An zweiter Stelle bei psychisch bedingten Fehlzeiten standen Beschäftigte in Pflegeberufen, vor allem in der Altenpflege. Dort fielen auf 100 Beschäftigte 573 Fehltage. Reinigungskräfte oder Mitarbeiter in der Lebensmittelherstellung sind mit 236 und 237 Fehltagen je 100 Beschäftigte deutlich geringer betroffen.