Neue Studie zur Risikoeinschätzung von Allgemeinärzten in der Behandlung von Diabetes mellitus
Autoren: Bertram Häussler, Gisela C Fischer, Sibylle Meyer, Diethard Sturm
Weder in der Ausbildung noch in der klinischen Tätigkeit lernen Ärzte bisher, ihre therapeutischen Maßnahmen an das individuelle Risikofaktorenprofil der Patienten und an deren jeweilige Möglichkeiten, dieses Risikofaktoren im Einzelnen zu reduzieren, anzupassen. Empirische Studien über die Fähigkeiten von Ärzten zur Beurteilung von Risiken sind derzeit noch rar.
Vor diesem Hintergrund wurde in einer Studie die Fähigkeit von Allgemeinärzten untersucht, die Risiken vom Typ-2-Diabetes-Patienten einzuschätzen, in den kommenden 10 Jahren bestimmte Folgeerkrankungen zu entwickeln. Dazu konnten aus einer Stichprobe von 584 Allgemeinärzten 150 mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens interviewt werden.
Das herausragende Ergebnis der Untersuchung war, dass die Ärzte bei ihren Einschätzungen für spezifische Fallbeschreibungen so stark differierten, dass der Eindruck entstand, dass sich nicht um wissensbasierte Schätzungen handelte, sondern dass nahezu willkürlich „geraten“ wurde.
Auf Basis der gefundenen Ergebnisse ist die Erwartung, dass Ärzte Risiken ohne Hilfsmittel konsistent und erwartungsnah – d.h. evidenzbasiert – schätzen, nicht realistisch. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Umstand einen bedeutenden Einfluss auf Behandlungsentscheidungen und –ergebnisse hat.