Gutachten: Fernbusse als Zugewinn für das Deutschlandticket
Der Einbezug von Fernbussen könnte sich für das geplante Deutschlandticket rechnen. Dies brächte zusätzliche Mehreinnahmen durch Ticketverkäufe in Millionenhöhe, zeigt ein Gutachten. Zudem würde es die Anbindung ländlicher und strukturschwacher Gebiete an den Regionalverkehr fördern. Die Integration von Fernbussen unterstützt ferner die Umwelteffekte des Deutschlandtickets durch weitere CO2-Einsparungen. Experten schlagen daher vor, Fernbusse in einer Pilotphase in das Deutschlandticket einzubeziehen. So könnten weitere Daten gewonnen werden, um die künftige Ausgestaltung des Tickets inklusive der Fernbusse besser planen zu können.
Berlin, 23. Februar 2023 (IGES Institut) - Das geht aus einem Gutachten von Mobilitätsexperten des IGES Instituts hervor. Es entstand im Auftrag des Mobilitätsunternehmens Flix SE, das mit der Marke FlixBus den Großteil des deutschen Fernbusnetzes bedient.
Basis waren unter anderem Untersuchungen zum 9-Euro-Ticket, das als dreimonatiges bundesweites Angebot im vergangenen Sommer bestand. Die Gutachter gingen davon aus, dass der Einbezug der Fernbusse bis zu sechs Millionen Menschen zu einem Kauf des nun in Planung befindlichen Deutschlandtickets bewegen könnte. Für ihre Berechnungen legten sie in einem Basisszenario zugrunde, dass hiervon zehn Prozent dies auch wirklich tun würden.
Mehreinnahmen beim Deutschlandticket von bis zu 170 Millionen Euro
Durch diese zusätzlichen Ticketverkäufe würden trotz der Erstattung der Fernbusfahrten unter dem Strich jährliche Mehreinnahmen von rund 170 Millionen Euro entstehen. In einem anderen, optimistischeren Rechenszenario ist ein Plus von bis zu 800 Millionen Euro möglich. Die Erstattung der Fernbusfahrten sollte dabei aus Bundesmitteln erfolgen und nicht aus Mitteln der Länder, raten die Studienautoren.
Mehr als 50 Gemeinden erhalten Anschluss an Regionalverkehr
Die Fahrgastentwicklung im Bahn-Nahverkehr und bei den Fernbussen in den vergangenen Jahren sowie jüngst die Nachfrage beim 9-Euro-Ticket zeigen, dass ein hoher Bedarf beim Zugang zum öffentlichen Verkehr (ÖV) besteht. Das Liniennetz der Flix-Fernbusse würde mehr als 50 zusätzliche Orte ohne derzeitigen Bahnanschluss an den Regionalverkehr des Deutschlandtickets anbinden. Vier davon haben mehr als 10.000 Einwohner. Zudem besteht das Potenzial, bei ausreichend Nachfrage weitere Gemeinden ohne Schienenanschluss einzubeziehen. Derzeit sind mehr als 4.000 Gemeinden nicht durch den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) angeschlossen.
Zusätzliche CO2-Einsparungen von bis zu 70.000 Tonnen.
Die Integration der Fernbusse in das Deutschlandticket würde zu CO2-Einsparungen führen, da Menschen vom Auto auf den Bus umsteigen, der niedrigere CO2-Emmissionen aufweist. Im angenommenen Basisszenario sind jährlichen Einsparungen von bis zu 70.000 Tonnen CO2 möglich. Im optimistischen Szenario sind dies bis zu 290.000 Tonnen. Berechnungen des Umweltbundesamtes zufolge liegt die durchschnittliche Emission von Treibhausgasen beim Pkw bei 162 Gramm pro Personenkilometer, beim Fernbus hingegen bei 32 Gramm pro Personenkilometer.
Pilotphase und rechtliche Prüfung empfohlen
Für das Gutachten führten die Autoren rechnerische Modellierungen auf Basis der derzeit bestmöglichen Daten zu dem Thema durch, darunter allgemeine Verkehrsdaten. Sie schlagen nun eine Pilotphase vor, um weitere Daten zu sammeln und anschließend ein dauerhaftes Fernbusangebot im Deutschlandticket optimal gestalten zu können. Nötig wäre zudem eine juristische Bewertung der gesetzlichen Rahmenbedingungen hierzu.
Seit der Liberalisierung des Fernbuslinienverkehrs im Jahr 2013 hat die Zahl der Busnutzerinnen und –nutzer sowie der Fernbusverbindungen stetig zugenommen.