Studie untersucht Lärmschutz im Schienengüterverkehr
IGES-Studie untersucht wirtschaftspolitische Instrumente zur Reduzierung des Lärms durch den Schienengüterverkehr. Dazu wurden die vorhandenen Optionen der Lärmminderung erhoben und die Reaktionen der Marktteilnehmer auf verschiedene wirtschaftspolitische Instrumente abgeschätzt.
Berlin, 15. Oktober 2008 (IGES Institut) - Der Schienengüterverkehrslärm stellt ein zentrales umweltpolitisches Problem des Verkehrssektors dar. Die Einführung lärmarmer Bremssohlen ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Lärmvermeidung. Im Mittelpunkt des Projekts stand daher Frage, welche wirtschaftspolitischen Instrumente eingesetzt werden sollen, um die Umrüstung durchzusetzen. Das IGES Institut hat dazu zusammen mit seinen Partnern die technologischen Optionen erhoben und die Konsequenzen alternativer Technologien, zeitlicher Umrüstpfade und wirtschaftspolitischer Instrumente modelliert. Auf Basis eines differenzierten Zielsystems wurden die Instrumente verglichen und ein konkreter Umsetzungsvorschlag erarbeitet. Der Vorschlag bildete die Grundlage für das jetzt anlaufende „Pilot- und Innovationsprogramm Leise Güterwagen" des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Anreize für die Umrüstung von Güterwagen auf Flüstersohlen
Bestandteil vieler moderner Verkehrskonzepte ist die Vorstellung, dass die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene Vorteile hinsichtlich Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit bietet. Doch auch der Schienenverkehr belastet die Umwelt, weil er viel Lärm mit sich bringt. Mehr Zugverkehr und damit mehr Lärm gefährdet die Akzeptanz dieses Transportmittels. Lärmschutz ist daher ein entscheidender Erfolgsfaktor. Dies kann neben Schallschutzwänden auch durch die Ausrüstung von Güterwagen mit neuartigen Bremsen erreicht werden. Im Unterschied zu herkömmlichen Bremsen schleifen die neuen Bremsen die Räder der Waggons glatt, so dass sich deren Fahrgeräusche erheblich vermindern.
2007 haben die Bahnunternehmen dem Verkehrsministerium eine groß angelegte Umrüstaktion vorgeschlagen: Etwa 120.000 eingesetzte Güterwagen sollten umgerüstet werden. Die Kosten von ca. 480 Mio. Euro sollte der Bund komplett tragen.
IGES und seine Projektpartner haben im Auftrag des Wirtschafts- und des Verkehrsministeriums Alternativen zu diesem Vorschlag analysiert. Geprüft wurde insbesondere, ob die Finanzierung auf der Basis eines lärmabhängigen Trassenpreissystems auf die Eisenbahnunternehmen verlagert werden könnte.
Durch Simulationen wurde deutlich, dass die alleinige Lenkung durch Trassenpreise nicht funktionieren würde. Ein derartiges Preissystem kann jedoch die erforderliche staatliche Direktförderung senken. Bewertungen verschiedener Bremstechnologien ergaben, dass eine alternative Technologie, sogenannte LL-Sohlen, viel wirtschaftlicher sein würde. Mit ihnen können bis zu 300 Mio. Euro der insgesamt 480 Mio. Euro teuren Umrüstaktion eingespart werden. Die verbleibenden Kosten (180 Mio. Euro) sollten vom Staat (über Direktförderung) und den Nutzern (durch ein Trassenpreissystem) je zur Hälfte getragen werden. Projektergebnis war ein dreisäuliges Maßnahmenpaket: Innovationspolitik zur Förderung der LL-Sohle, eine Kombination aus Direktförderung und lärmabhängigem Trassenpreissystem sowie ein Pilotprojekt. Das Verkehrsministerium hat diesen Vorschlag mit dem 40 Mio. Euro-Projekt „Leiser Güterverkehr“ mittlerweile vollständig umgesetzt.