Gästekarten im Aufwind: Vorreiter im Norden ist Mecklenburg-Vorpommern
Immer mehr Kommunen nutzen touristische Gästekarten als Marketinginstrument. Erfolgreicher Vorreiter im nord- und ostdeutschen Raum ist das Angebot „Müritz rundum“ in Mecklenburg-Vorpommern. Es bietet Übernachtungsgästen kostenfreie ÖPNV-Nutzung. Weitere, angrenzende Regionen stehen mit ähnlichen Angeboten in den Startlöchern. Gästekarten mit Gratis-Mobilität werden Experten zufolge künftig Standard werden.
18. August 2020 (IGES Institut) - Das Angebot „Müritz rundum“ startete 2018. Gleichzeitig wurde das öffentliche Verkehrsangebot ausgeweitet. Eine positive Bilanz zogen nach zwei Jahren nun Experten des IGES Instituts. „Neben der positiven Wahrnehmung und Auswirkung bei den Gästen wirkt sich Müritz rundum durch die integrierte kostenfreie Mobilitätsnutzung sehr positiv für die beteiligten Kommunen sowie der im Nutzungsgebiet vorhandenen touristischen Leistungserbringer aus“, schreiben sie in einer Stellungnahme für den Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte e.V.
So stieg der Anteil von Gästekartennutzern in den ÖPNV-Angeboten zwischen 2018 und 2019 um 17 Prozent, wie Auswertungen der Mecklenburg-Vorpommerschen-Verkehrsgesellschaft (MVVG) zeigen. Dies trage konkret zur Senkung der CO2-Emmissionen bei und entlaste die Infrastrukturen etwa durch reduzierten Parkplatzbedarf für eigene Pkw, so die IGES-Verkehrswissenschaftler.
Auch die Übernachtungszahlen in den Gästekarten-Orten stiegen in diesem Zeitraum um mehr als 5,3 Prozent, wie statische Daten zeigen. Dies führt zu Mehreinnahmen bei den Anbietern von Unterkünften, aber auch zu zusätzlichem Umsatz durch Konsum der Gäste vor Ort. Auch die Akzeptanz der Gäste, die Kurabgabe zu zahlen, habe sich durch das zusätzliche Mobilitätsangebot merklich verbessert, berichten die IGES-Experten. Diese positiven Effekte weisen neben „Müritz rundum“ auch ähnliche Angebote aus dem Bundesgebiet wie die so genannte Konus-Karte im Schwarzwald in Baden-Württemberg oder das länderübergreifende Angebot Hatix im Harz auf.
Vorteil ist, dass das Angebot nicht die kommunalen Haushalte belastet, weil es mit Hilfe einer erhöhten Gästeabgabe umlagefinanziert ist. Bei „Müritz rundum“ beläuft sich dies auf 50 Cent je Gast und Übernachtung. Davon dienen 39 Cent dazu, die ausgeweiteten Mobilitätsangebote wie eine höhere Taktung von Linien oder Linienverlängerungen zu finanzieren. Davon profitieren den Gutachten zufolge nicht nur Gäste, sondern auch die Bewohner: „Ohne die Gästebeiträge würde das ausgeweitete Angebot in der Form nicht mehr für die Bevölkerung angeboten werden können.“
Die IGES-Gutachter sehen Gästekarten generell im Aufwind. So würden inzwischen auch weitere, stark nachgefragte Reiseziele in Brandenburg oder Schleswig-Holstein diese Idee aufgreifen. „Gästekarten mit kostenfreier Mobilität werden zum Standard“, schreiben sie. Den Betreibern von „Müritz rundum“ empfehlen sie daher, die Zahl der teilnehmenden Kommunen weiter auszubauen oder weitere Nutzer wie etwa Tagesgäste einzubeziehen. Auch sei es wichtig, das Meldescheinverfahren von Gästen sowie die Gästekarte an sich elektronisch umzusetzen und online-Angebote zu schaffen. Zudem könnten die Gästekarten auch mit weiteren touristischen Leistungen wie Rabattierungen für Sehenswürdigkeiten aufgewertet werden. Erfolgreiches Beispiel dafür ist laut IGES die Hochschwarzwald Card