Maßnahmenkatalog gegen Pendlerfrust
Großbaumaßnahmen im Umfeld urbaner Zentren belasten Pendler oft stark. Dabei sind die Pendlerverkehre auch ohne Bauarbeiten oft schon überlastet. Baustelleninformationssysteme sowie speziell eingerichtete Koordinierungsstellen können helfen, den Verkehr nicht komplett zum Erliegen zu bringen. Das zeigen Verkehrsexperten am Beispiel einer Region im Nordosten Berlins.
Berlin, 08. Juni 2018 (IGES Institut) - Konkret geht es um die Hauptverkehrsachsen für Pendler und Gelegenheitsfahrer zwischen dem Landkreis Barnim und der Stadt Berlin. Dort sind in den kommenden Monaten bis Jahren zahlreiche Baumaßnahmen unterschiedlicher Größe und Dauer geplant, die mit Brücken, Straßen- oder Gleissperrungen einhergehen werden. Problematisch ist die bisher nur zum Teil vorhandene wirksame Abstimmung zwischen den Vorhabenträgern der Baustellen im Landkreis Barnim und in Berlin, so dass das Einrichten von leistungsfähigen Umleitungen oder Ersatzverkehren eine große Herausforderung darstellt.
Das haben Experten des IGES Instituts vor dem Wirtschaftsausschuss des Landkreises Barnim im Rahmen der Ergebnispräsentation der Konzeption zur Entlastung der Pendler zwischen Landkreis Barnim und Berlin hervorgehoben. Im Auftrag des Landkreises Barnim haben sie mit der Konzeption gleichzeitig einen Maßnahmenkatalog entwickelt, um kritische Verkehrssituationen zu entschärfen. Er enthält auch Kostenschätzungen zu den jeweiligen Vorschlägen.
Wesentliches Element der Maßnahmen ist die Einrichtung eines Baustelleninformationssystems in Form einer elektronischen Datenbank, in die alle Bauträger regelmäßig Bauvorhaben und Arbeitsstatus dokumentieren und aktualisieren. Betreuen und pflegen könnte die Datenbank eine noch einzurichtende Koordinierungsstelle, eine zweite Empfehlung der IGES-Experten, die mithilfe einer Teilzeit- oder Vollzeitkraft betreut wird. Beide Instrumente tragen dazu bei, das Baugeschehen zwischen den Bundesländern und zwischen allen Akteuren zu koordinieren und vor allem auch auf Basis fundierter Daten die Bürger umfassend zu informieren.
Grundsätzlich schlagen die Fachleute vor, bestimmte Hauptumleitungskorridore in und aus der Stadt zu definieren. Im Verlauf der Bauarbeiten sollte die Koordinierungsstelle sicherstellen, dass mindestens ein Korridor uneingeschränkt befahrbar bleibt. Um dort dann den Verkehrsfluss so optimal wie möglich zu gestalten sind den Experten zufolge betriebliche und straßenverkehrstechnische Anpassungen bei Beschilderungen, Markierungen oder LSA-Programmierungen erforderlich. Dabei können Kosten bis in Millionenhöhe anfallen.
Wesentliches Element ist es den IGES-Experten zufolge auch, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu stärken: etwa S-Bahn-Takte anzupassen, Strecken zweigleisig auszubauen oder den Busverkehr zu verdichten. Dafür sind nicht nur finanzielle Mittel nötig, sondern auch angepasste Verkehrsverträge sowie eine Stärkung der verkehrspolitischen Prioritäten für den Ausbau der Eisenbahninfrastruktur zwischen Berlin und Landkreis Barnim.