Forschungsprojekt soll die Notfall- und Akutversorgung im Land Brandenburg zukunftsfest machen
Umfassende Analyse der notfallmedizinischen Versorgung mit allen relevanten Beteiligten –¬ Fördermittel für drei Jahre aus dem Innovationsfonds
Berlin, 17. Mai 2017 (IGES Institut) – Mit einem in seiner Form bisher einmaligen Forschungsprojekt will das Land Brandenburg die medizinische Notfallversorgung verbessern. Dazu untersuchen Krankenhäuser, Ärzte, Krankenkassen und Politik erstmals gemeinsam, wie Patienten derzeit in Akut- und Notfällen ärztliche Hilfe finden und wie dies optimiert werden kann. Initiiert hat das Vorhaben die brandenburgische Landesregierung. Experten der IGES Gruppe realisieren und begleiten es wissenschaftlich. Finanziert wird es mit Mitteln eines neuen, bundesweiten Förderprogramms zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung, dem Innovationsfonds.
„Durch unsere drei Säulen der Notfallversorgung - den ärztlichen Bereitschaftsdiensten, den Krankenhaus-Notaufnahmen und den Rettungsdiensten - können sich Brandenburgerinnen und Brandenburger bei akuten Situationen jederzeit auf beste medizinische Versorgung verlassen. Das soll auch künftig so bleiben. Daher wollen wir prüfen, wie wir diese Ressourcen zum Wohle aller optimal organisieren“, sagt die brandenburgische Gesundheitsministerin, Diana Golze.
Hintergrund sind die beständig steigenden Belastungen im Bereich der ambulanten und stationären Notfallversorgung, über die einzelne Bundesländer berichten. Diese unterscheiden sich regional und insbesondere zwischen ländlichen und städtischen Gebieten.
Dr. Martin Albrecht, Geschäftsführer am IGES Institut und wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojektes, verweist auf dabei bestehende Wissensdefizite: „Ob Informationslücken über medizinische Angebote, Erreichbarkeitsprobleme von Ärzten oder veränderte Ansprüche an die Gesundheitsversorgung, viele Faktoren beeinflussen Patienten bei der Suche nach medizinischer Hilfe. Wie all dies auf regionaler Ebene zusammenwirkt und optimal aufeinander abgestimmt werden kann, wissen wir bisher kaum.“
Eine umfassende Bestandsaufnahme der Not- und Akutversorgung steht daher am Beginn des drei Jahre laufenden Forschungsprojektes. „Wir werden mehr als 3.000 Bürger und Patienten, aber auch Experten und medizinische Einrichtungen befragen und einbeziehen“, erläutert der Projektleiter, Dr. Marc Kurepkat, von der IGES-Tochter CSG Clinische Studien Gesellschaft. Zudem fließen Abrechnungs-, Diagnose- und statistische Daten sowie Literaturrecherchen ein. Ziel ist es, auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse gemeinsam konkrete Empfehlungen für eine zukunftsfeste, flächendeckende Notfallversorgung in Brandenburg zu entwickeln.
Die an dem Projekt beteiligten Kostenträger, fünf Krankenkassen und Kassenverbände, sehen in dem Vorhaben die Chance, in Brandenburg innovative Ansätze in der ambulanten und stationären Notfallversorgung auf die Wege zu bringen, die bundesweit Vorbildcharakter haben können.
Der Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg (LKB), Dr. Detlef Troppens, betont: „Alle beteiligten Akteure stehen künftig in der Pflicht, sektorenübergreifend und Hand in Hand zusammenzuarbeiten, um die stetig wachsenden Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung zu bewältigen – eine Position, die wir seit langem vertreten. Das Projekt wird uns wichtige Erkenntnisse für eine verbesserte medizinische Versorgung in unserem Flächenland vermitteln. Das wird den Kliniken ermöglichen, so hoffen wir, sich verstärkt auf ihre originären Aufgaben zu konzentrieren und besonders den Patientinnen und Patienten allerorts in Brandenburg die für sie adäquate und notwendige Versorgung zukommen zu lassen.“
„Hervorzuheben ist der ganzheitliche Ansatz des Forschungsvorhabens. Alle an der akut- und notmedizinischen Versorgung Beteiligten sitzen mit dem gemeinsamen Ziel am Tisch, neue Erkenntnisse zu gewinnen und diese in den Versorgungsalltag zu übertragen“, erläutert der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, MUDr./ČS Peter Noack.
An dem bis 2019 laufenden Forschungsprojekt „Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung der Notfall- und Akutversorgung im Land Brandenburg“ beteiligen sich unter Federführung des brandenburgischen Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (MASGF) das Ministerium des Innern und für Kommunales (MIK), die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Brandenburg, die Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg (LKB), der Landespflegerat, der Landkreistag Brandenburg, der Städte- und Gemeindebund Brandenburg sowie von Seiten der Krankenkassen die AOK Nordost, der BKK Landesverband Mitte, die Knappschaft (Regionaldirektion Cottbus), die IKK Brandenburg und Berlin sowie der Verband der Ersatzkassen (vdek).
Hintergrund: Gesundheitsforschung mit dem Innovationsfonds
Den Innovationsfonds hat die Bundesregierung 2015 aufgelegt, um Projekte zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung zu fördern. Für die Jahre 2016 bis 2019 stehen dafür jährlich 300 Millionen Euro bereit. Die Mittel stammen aus der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Ein eigens gegründeter Innovationsausschuss entscheidet über Förderanträge. Das brandenburgische Projekt „Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung der Notfall- und Akutversorgung im Land Brandenburg“ ist eines von 91 Vorhaben, die 2016 ausgewählt wurden.
Über das IGES Institut: Forschen – Entwickeln – Beraten für Infrastruktur und Gesundheit
Das IGES Institut wurde 1980 als unabhängiges Institut gegründet. Seither wurde in über 2.000 Projekten zu Fragen des Zugangs zur Versorgung, ihrer Qualität, der Finanzierung sowie der Gestaltung des Wettbewerbs im Bereich der Gesundheit gearbeitet. In jüngerer Zeit wurde das Spektrum auf weitere Gebiete der öffentlichen Daseinsvorsorge ausgeweitet: Mobilität und Bildung. Das IGES Institut gründet seine Arbeit auf hohe Sach- und Methodenkompetenz und bietet in allen Arbeitsgebieten einen breiten Zugang zu eigenen und zu Datenquellen anderer Institutionen. Gemeinsam mit den Unternehmen CSG und IMC (beide Berlin), AiM (Lörrach) sowie HealthEcon (Basel) beschäftigt die IGES Gruppe mehr als 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.