IGES auf der Gesundheitsökonomie-Konferenz ISPOR
Die Themen Nutzenbewertung und Versorgung ausgewählter Krankheiten standen im Mittelpunkt der IGES-Teilnahme an der europäischen Konferenz der "International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research" (ISPOR) 2016.
Wien, 2. November 2016 (IGES Institut) - IGES-Versorgungsforscher präsentierten eine Studie, die den Einfluss kardiovaskulärer Begleiterkrankungen (CVD) auf die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und auf die Krankheitskosten von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) untersucht. Es zeigte sich, dass Kosten von COPD-assoziierten, ambulant-ärztlichen Leistungen bei Betroffenen mit behandlungsbedürftiger CVD höher waren. Keine Unterschiede zeigten sich hingegen bei der Häufigkeit und Länge von Krankenhausaufenthalten von COPD-Patienten mit oder ohne CVD.
Für die notfallmedizinische Versorgung des akuten Nierenversagens analysierten IGES-Experten die Effekte verschiedener Behandlungsmethoden. Dies geschah im Rahmen eines Health Technology Assessments (HTA). In Bezug auf die Wiederherstellung der Nierenfunktion zeigte sich, dass 82 Prozent der überlebenden Patienten, die initial mit einem kontinuierlichen Verfahren (CRRT, Continuous Renal Replacement Therapy) behandelt wurden, im Anschluss keine Dialyse mehr benötigen. Von den mit intermittierenden Verfahren (IRRT, Intermittent Renal Replacement Therapy) therapierten Patienten waren es nur 71 Prozent.
Fokus AMNOG-Nutzenbewertung
Vielfältig beleuchteten IGES-Wissenschaftler das Thema Nutzenbewertung nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG). Im Fokus standen etwa Ergebnisse von 27 Verfahren von 23 Antidiabetika, die insgesamt 78 Patientengruppen betreffen. Für 91 Prozent der Patientengruppen wurde im Vergleich zur zweckmäßigen Vergleichstherapie kein Zusatznutzen zuerkannt. Von den 23 Antidiabetika wurden elf (48 Prozent) im Anschluss vom Markt genommen. Die Autoren weisen in diesem Zusammenhang auf die besonderen Herausforderungen für Langzeittherapeutika bei der frühen Nutzenbewertung hin, weil etwa patientenrelevante Endpunkte meist weit in der Zukunft liegen.
Wie sich verschiedene externe Sachverständige an der Nutzenbewertung neuer Arzneimittel beteiligen, zeigt ein weiteres ISPOR-Poster. Danach wird vor allem der Zusatznutzen kontrovers diskutiert. Fachgesellschaften erkennen in 84 Prozent der Stellungnahmen einen höheren Zusatznutzen als die Dossierbewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sah hingegen nur in 18 Prozent der Stellungnahmen einen höheren Zusatznutzen als das IQWiG.
Im Bereich der stationären Versorgung untersuchten IGES-Experten, wie sich die Erstattung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB) über die 2005 eingeführten NUB-Entgelte entwickelt hat. Seit 2005 gingen 7697 NUB-Anträge ein. Für Arzneimittel wurden dabei im Durchschnitt deutlich häufiger Zusatzentgelte geschaffen als für medizinische Verfahren oder Medizinprodukte (38,5 Prozent vs. 12,6 bzw. 14 Prozent). Dabei stagnieren im Bereich der Medizinprodukte anders als bei Arzneimitteln positive NUB-Bescheide, und dies trotz steigender Anzahl an Anträgen ( DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.jval.2016.09.548 )
Die ISPOR ist eine internationale Fachgesellschaft für „Health economics and outcomes research (HEOR)“. Der vom 29. bis 2. November in Wien stattfindende Kongress jährt sich zum 19. Mal. Das europäische Treffen ist die jährlich größte Veranstaltung der Gesellschaft.