Häussler: solide Bilanzierung von Emissionstreibern im Gesundheitswesen nötig
Die nachhaltige Weiterentwicklung des Gesundheitswesens sollte auf Basis fundierter Daten erfolgen. „Wir müssen datenbasiert entscheiden, welche Maßnahmen effektiv sind und welche aktionistisch. An den Mühen der soliden Bilanzierung von Emissionstreibern im Gesundheitswesen führt kein Weg vorbei“, betonte der Leiter der IGES Gruppe, Professor Bertram Häussler auf dem Umwelt-Kongress WeACT Con 2024 in Berlin.
Berlin, 30. April 2024 (IGES Institut) - Am Beispiel dreier ähnlich großer Universitätskliniken zeigte Häussler, wie unterschiedlich Emissionen eigener Ressourcen wie etwa der eigenen Fahrzeugflotte oder die Emissionslast des bezogenen Stroms sein können. Auch sei die Treibhausgas-Bilanz eingekaufter Produkte für die medizinische Versorgung von Kliniken oft sehr verschieden. Die Emissionslast der analysierten Häuser unterscheide sich beispielsweise um den Faktor Fünf, so Häussler. Basis der Auswertung waren die Nachhaltigkeitsberichte der Häuser.
„Die Erfassung und Aufbereitung der Emissionslast von Krankenhäusern ist sehr unterschiedlich. Damit fehle aber auch jede Vergleichbarkeit als Grundlage rationaler Entscheidungsfindung, um Mittel und Ressourcen zur Verminderung des Treibhausgas-Ausstoßes vernünftig einzusetzen“, so Häussler.
Beispiel elektronische Packungsbeilage für den Klimaschutz
Häussler verwies zudem auf die Komplexität der rationalen Entscheidungsfindung beim Thema Klimaschutz. Als Beispiel führte er ein von IGES und vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik durchgeführtes Projekt an, bei dem der Treibhausgas-Fußabdruck der gedruckten Packungsbeilage von Arzneimitteln untersucht wurde. Fast 50 verschiede Datenarten aus den Bereichen Arzneimitteln, Papierverarbeitung oder Transport und Logistik mussten dafür gesammelt und modelliert werden. Heraus kam, dass der Treibhausgas-Fußabdruck von e-Gebrauchsanweisungen über 90 Prozent geringer im Vergleich zur papierbasierten Lösung.
Wirtschaftliche Folgen von Klimaschutz bedenken
„Es gibt eine große Vielfalt von Praxisphänomenen, sodass man immer die Praktiker fragen muss, wie sich ihre Prozesse zusammensetzen“, betont Häussler. Er plädierte dafür, im Bericht Klimaschutz mit Dingen anzufangen, die viel bringen und wenig kosten, da jede Umweltmaßnahme auch wirtschaftliche Folgen habe. Zudem sei es wichtig, nicht lockerzulassen und immer weiter nach Prozessen zu suchen, an die bisher noch nicht gedacht wurde, diese im Sinne des Klimaschutzes zu verändern.
Die WeACT Con fand vom 23. Bis 24. April in Berlin statt. Er widmet sich dem Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Ausrichter ist das Pharmaunternehmen Chiesi.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der IGES Gruppe
Die IGES Gruppe forscht und berät bei Umwelt- und Klimaschutzfragen im Bereich der die wichtigsten Infrastrukturbereiche: Gesundheit, Mobilität sowie Wohnen und nachhaltige Stadtentwicklung. Dabei arbeiten Expertinnen und Experten der Unternehmen IGES Institut, IGES Mobility und FUB IGES Wohnen, Immobilien, Umwelt zusammen.
Bildnachweis: Prof. Häussler auf der WeACT Con 2024; Foto: Reimann Fotografen